Ich habe mir mal die Phoenix-Aufnahme reingezogen, und meine Erwartungen wurden bestätigt: Schirdewan bedient mit seiner ausgefeilten Rhetorik die gemeinsame Schnittmenge der Erwartungshaltung aller Anwesenden, vereinzelte Eigenausläufer machen die Würze in seinen Ausführungen. Damit ist er einer der perfekten Führer der Massen. Er hätte genau so in der AfD, bei den Grünen oder der SPD Karriere machen können, die Methoden sind immer die gleichen. Voraussetzung ist Redegewandheit, Eloquenz und die Schwingungen der Masse gierig und proaktiv aufgreifen können. Überragende fachliche Intelligenz ist dabei keine Voraussetzung, allerdings eine überdurchschnittliche soziale Intelligenz. Deshalb kommen solche Figuren wie Annalena oder Ricarda von den Grünen an die Schaltsstellen der Macht: im richtigen Augenblick den Willen der eigenen Blase lauthals bestätigen und alle Menschen mit gegenteiligen Meinungen wegbeißen. Deshalb hatte Tavassoli keine Chancen bei seinem hochemotionalen Auftritt. Die Ankündigung des Parteiaustritts kam zum vollkommen falschen Moment, die Sachzusammenhänge wurden unstrukturiert dargestellt; mit Rhetorik hatte das nichts zu tun. Scheinbar hat er aus dem Bauch heraus geredet, es sieht nur nach Stichpunkten aus, was er da abliest. Wenn man nicht redegewandt ist, sollte man sich in einer ruhigen Stunde genau überlegen, was man auf dem Podium von sich gibt. Und die Chancen etwas zu erreichen waren nicht schlecht, denn er hatte die Möglichkeit, vor den Delegierten zu sprechen. Die Reaktionen von Schirdewan und Wolf bei der Zwischeneinblendung sprachen Bände. Obwohl Tavassoli in den Punkten, die ich nachvollziehen kann, durchaus Recht hat (die innerparteilichen Dinge kann ich nicht beurteilen), kann er bei den anwesenden Delegierten nachvollziehbar nicht punkten.
Scheinbar ist das ein generelles Dilemma bei Querulanten und Abweichlern - in der Sache häufig Recht haben, sich in der Masse aber schwer durchsetzen können.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.11.2023 18:57).