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  • ollid

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Re: Unpraktikabel und zu teuer

Hagjo1 schrieb am 31.10.2024 21:12:

ollid schrieb am 31.10.2024 14:06:

1. Das Auto kann nur Laden oder Einspeisen wenn es auch an das Stromnetz angeschlossen ist. Die meisten Parkplätze haben dazu aber bisher gar nicht die Möglichkeit. Und während der Fahrt geht es sowieso nicht. Damit es mit "Tagsüber günstig laden und Nachts teuer einspeisen" funktioniert, müssten Firmenparkplätze, Supermarktparkplätze, Parkhäuser, Tiefgaragen, Straßenparkplätze flächendeckend mit Anschlüssen ausgestattet werden. Und bei größerer Stellplatzanzahl stellt sich da dann die Frage der Leitungskapazität.

Das Ganze macht für mich erst Mal nur da Sinn, wo ich eine eigene private Wallbox in der Garage habe und evtl. eine Pv auf dem Dach. Das ist übrigens aktuell auch meine Vorraussetzung für einen E-autokauf.

2. Wenn das Auto zum Beispiel nachts zu Hause angeschlossen sein sollte, und Energie ins Netz abgezapft wird, so möchte man am Morgen trotzdem noch zu seinem Ziel kommen. Das Ganze funktioniert also nur, wenn man jeden Abend vorher einstellt, welchen Rest man braucht, und dieser Rest nicht zu groß ist. Und wehe das Ziel ändert sich wegen einem Notfall ungünstig.

Das wäre mit Hilfe der Wallbox überhaupt gar kein Problem: Man stellt grundsätzlich einmal ein Wochenszenario für jeden Tag der Woche ein und wenn man mal ausnahmsweise mehr braucht, dann stellt man das per App ein. Iss aber eigentlich kaum nötig, denn das was sich ein 4 Pers EFH abends/nachts aus dem Akku saugt, verringert die Reichweite des Autos um kaum mehr als 50km.

3. Ist da die Frage der Abrechnung und Bezahlung. Das Auto kann mit 10 Cent Solarstrom von der heimischen Aufdachanlage geladen worden sein, oder für 50 Cent an der Schnellladesäule. Bekommt man dann 40 oder 100 Cent für die aufwändige Einspeisung? Und was bekommt der Ladesäulenbetreiber? Und all das muss gemessen, berechnet, verbucht und abgerechnet werden. Ein riesiger bürokratischer und datenschutzrechtlicher Clusterfuck.

Wenn sich die PV auf`m Dach armortisiert hat, dann ist der Solarstrom gratis. Ein E-auto, dass überwiegend auf die aktuelle Ladesäuleninfrastruktur (Tarifdschungel/Verfügbarkeit) angewiesen ist wäre für mich keine Option.
Ich hab mir das mal durchgerechnet: Wenn unser nächstes Auto ein bidirektionaler Stromer sein soll und ich die passende Wallbox in der Garage plus 9KWp PV installiere, dann kostet mich das 30000€. Mit dem Auto fahr ich 15.000km im Jahr und unser Stromverbrauch für`s Haus liegt bei 4000kwh p.A. Wenn ich das bidirektional nutze, spare ich in Zukunft 3500€ Sprit- und Stromkosten im Jahr ... ...ohne bidirektional wärens, bei annähernd gleichen Anschaffungskosten höchstens 2500€ und das Ganze hätte sich erst nach 12 Jahren armortisiert und nicht nach 8 Jahren.

4. Bei entsprechender Massenproduktion sind stationäre, modulare Natriumionenakkus viel kostengünstiger als die Fahrzeugakkus, bei denen Anforderungen für Gewicht, Volumen, Aufprallschutz, mechanischer Belastbarkeit und Temperierung deutlich höher sind. Und man hat kein Problem mit dem Anschluss und konträren Verwendungsanforderungen.

Das macht keinen Sinn für mich! Ich kauf mir für meine täglichen 50km ein E-Auto mit einer 35-40kwh Batterie und dann noch zusätzlich einen stationären 10kw/h Speicher für meine PV für derzeit min. 5000€ ? Nö!

Am ehesten ginge es noch bei Autohändlern, wo Autos wochenlang am Stück stehen. Vielleicht noch Flughafenparkplätzen.
Aber das sind zeitlich begrenzte Nischenlösungen, für welche sich der Aufwand für bidirektionales Laden vermutlich alleine nicht lohnt.

Da sind wir noch lange nicht! Bidirektional macht für PV-/Garagen- /E-autobesitzer heute schon absolut Sinn und entlastet auch das unvorbereitete nationale Stromnetz in bescheidenen Ausmaß. Richtig Sinn macht es aber erst, wenn unser Netz bestmöglich für die eE ausgebaut ist und die eE Erzeuger sich min. verdoppelt haben.

Dein Szenario setzt nicht nur ein Haus mit eigener Solaranlage voraus, sondern auch das sich das Auto tagsüber ausreichend zuhause befindet. Also zum Beispiel wenn man Homeoffice macht. Ansonsten kann man das Auto mittags, zur Produktionsspitze, schlecht mit dem eigenen Strom laden.
Wenn die Vorraussetzungen passen, kann man das natürlich für den Eigenbedarf, ohne großen Abrechnungsaufwand nutzen. Fragt sich aber für wie viele Prozent der deutschen Bevölkerung/Autos das realisierbar ist.
Die Studie geht für die avisierten "Milliardeneinsparungen" nicht nur von Fahrzeugen aus die nur Zuhause laden und einspeisen. Sondern enthält komplexe Szenarien zur allgemeinen Netzentlastung und Verbrauchskurvenoptimierung.
Und was man bisher an stationären Akkus erhält sind noch keine Natriumionenakkus in Großserienproduktion. Wenn der Preisverfall kommt wie prognostiziert, hat man bei 2000€ für 10 kwh und 4000 Ladezyklen nur 5 Cent Speicherkosten pro kwh. Da muss man bei Vehicle to Grid dann auch mit konkurieren. Obendrau kommt natürlich noch Wartungs- und Verwaltungsaufwand. Der ist bei Vehicle to Grid aber auch deutlich höher.

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