Demophob schrieb am 08.12.2021 08:14:
... es ist doch überall bzw. bei allen dasselbe: diese unsägliche "Platz da! Ich komme!"-Mentalität. Alle wollen Sonderrechte bzw. eine Sonderbehandlung, sehen sich als das Opfer einer fehlgeleiteten Verkehrspolitik, nehmen sich auch gerne mal Sonderrechte heraus wenn es darum geht schneller voran zu kommen (Radfahrer weichen auf Fußwege aus und/oder benutzen den Radweg in verkehrter Richtung, Autofahrer blockieren Kreuzungen und parken auch gerne mal da wo es für sie verboten ist, Fußgänger überqueren achtlos die Straße wo es ihnen gerade passt, ÖPNV-Benutzer quetschen sich gerne noch durch die sich bereits schliessende Tür, Fluggäste drängeln sich beim Boarding vor etc.) – alle sind gehetzt, wollen vor alle anderen sein, sehen andere als Behinderung an und nehmen es in der Eile nicht immer so genau mit den Verkehrsregeln.
DAS ist das eigentliche Problem; dieser maßlose Egoismis, diese Ellbogen-Gesellschaft und diese allgemeine Gehetztsein, die in unserer ach so "zivilisierten" Gesellschaft bei ALLEN Verkehrsteilnehmern zu o.g. Verhalten und zu den Grabenkämpfen à la "Radfahrer vs. Autofahrer", "Autofahrer/Radfahrer vs. Fußgänger", "ÖPNV-Benutzer vs. ÖPNV-Benutzer" etc. führen. Ich persönlich nutze alle möglichen Fortbewegungsmittel (Fahrrad, Auto, Motorrad, ÖPNV, per pedes uvm.), je nachdem wie die Situation ist und da kann ich aus persönlicher Erfahrung getrost sagen, dass es überall das gleiche Elend ist und alle diese "Platz da! Ich komme!"-Mentalität drauf haben. Da machen Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Benutzer keine löbliche Ausnahme!!!
Das eigentlich Problem ist, dass speziell in Großstädten kein Verkehrsmittel mehr gut funktioniert. Und so kommt es zu dem, was du beschreibst, jeder fühlt sich benachteiligt und jeder denkt, dass er schon längst angekommen wäre, wenn die blöden Radfahrer/Fußgänger/Autos/Busse nicht da wären. Die Straßen sind verstopft, die U-Bahnen ebenso, das Auto steht im Stau und die Radfahrer kommen sich auf den Radwegen, die sie sich mit E-Scootern und Lastenrädern teilen dürfen, ins Gehege. Dichtestress nennt das ein Biologe, jeder beißt nach links und rechts, obwohl das eigentliche Problem übergeordnet ist.
Diese Problem löst man aber nicht mal eben, indem man seine Einstellung ändert, mehr Radwege ausweist oder Parkplätze abschafft. Dieses Problem ist ein über Jahrzehnte gewachsenes. Unsere Großstädte verfügen über eine Infrastruktur, die auf die Einwohnerzahlen und Mobilitätsansprüche der 60er Jahre ausgelegt ist. Seitdem wurden die Städte größer, die Menschen mobiler, aber die Straßen, U-Bahnen, Bahnhöfe und selbst die Bürgersteige sind nicht ausreichend mitgewachsen.