Erst das Elfte?

Mir kommt es wie das Hundertste vor.
Gibt es denn noch was zu sanktionieren?
Wenn ja, dann waren die anderen zehn Pakete aber äußerst konsequent.
Warum nicht gleich eine eine große Mauer bauen? Aber dann stellt sich die Frage, wo? Vor der Ukraine? Nein, da haben wir ja unbedingt die NATO hin erweitern wollen. Immerhin ist es uns gelungen, 2014 die allgemeine Unzufriedenheit für einen Putsch zu nutzen. Unsere Verbündeten waren Stiftungen, Organisationen und Geheimdienste aus dem ganzen Westen und vor allem den USA und im Land haben wir mit den Oligarchen und Nazis gut zusammengearbeitet. Außerdem wurden Scharfschützen am Maidan positioniert, die mal auf der einen und dann auf der anderen Seite Leute abballerten. Freilich war das für Demokratie und Freiheit.
Und wenn wir uns mit den Nazis dafür vorher verabredet hatten, haben wir uns danach auch immer schön die Hände gewaschen.
Auf dem Maidan mussten wir so einiges organisieren. Einmal haben unsere Freunde, die Oligarchen Busse organisiert. Viele Leute auf dem Maidan waren zwar dort, weil sie gegen die Oligarchen demonstrieren wollten, aber das tut nichts zur Sache. Wir haben dort beheizte Unterkünfte in Zelten, ein Feldlazarett, eigenes Internet und teure Schusswesten springen lassen. Und ein paar offizielle haben Kekse verteilt.
Die Nazis sind dann im fortgeschrittenen Stadium in Formationen gegen die Sicherheitskräfte losgelassen worden. In unseren Medien haben wir aber nur von friedliebenden Demonstranten sprechen lassen. Wenn man es genau nimmt, waren die richtigen Demonstranten auch friedlich. Unsere gewaltbereilten Nazis und die Schaftschützen kann man schließlich nicht als Demonstranten bezeichnen.
Als im Osten der Ukraine dann eine Gegenbewegung auf die Straße ging und man wie wir lokale Regierungsgebäude besetzte, haben wir die natürlich gleich als Terroristen dargestellt. Wir wussten zu dem Zeitpunkt ja nicht, dass die keine Scharfschützen auf beide Seiten ballern lassen. Sind eben nicht so konsequent wie wir - die Russen und ihre Freunde.
Dann haben wir ein schönes demokratisches Land aufgebaut, indem wir die russische Sprache haben verbieten lassen und die kommunistische Partei.
Mitarbeiter in Sendern und Verlagen, die prorussische waren, hatten frei. Manche wurden auch vom rechten Sektor besucht und freundlich mit Baseballschlägern aus dem Haus und direkt in ein Krankenhaus zur Untersuchung geschickt.
Inzwischen gibt es viele Verbote für Sender, Verlage, Parteien und alles was man so in einer Demokratie benötigt.
Bücher in russisch braucht man schließlich nicht, wenn offiziell Russisch nicht gesprochen wird. Spricht jemand privat russisch, kann er sich ja auch privat Bücher auf russisch besorgen.
Russische Denkmäler müssten weichen und wir haben einen sechs Meter hohen Stephan Badera hochgezogen. Ist halt auch ein antirussischer Volksheld, den wir dafür sehr schätzen.
Die antirussisch Erziehung im Bildungssystem wurde übrigens durch uns gesponsort. Für Lehrkräfte, die sich nicht daran hielten, gab es eine Perspektive außerhalb ihres Berufes. Also die mussten sie sich selbst suchen und erarbeiteten.
Als nach der ersten gewählten Regierung klar war, dass alle Regierungspartei von den Wählern abgestraft werden würden, hätten wir schon vorgesorgt und eine neue unbekannte Partei positioniert. Sie haben sich als Antikirruptionspartei im Wahlkampf positioniert und bekamen einen Darsteller an die Spitze gestellt. Unser Lieblingsoligarch Kolomojski, unterstützte die genauso gern wie die Nazis des Asowbatallions.
In den acht Jahren haben wir regelmäßig Kiew auf die Menschen im Osten mit Artillerie ballern lassen. Mancher Azubi im Außenamt wollte protestieren, aber wir stellten klar, dass es eine komplizierte Sache ist.
Auch unsere Medien hatten anders zu tun, als darüber kritisch zu schreiben. Es gab ja so viel andere Dinge, die sie hervorheben konnten.
Als Russland dann viele Soldaten um die Ukraine zusammengezogen hatte, wussten wir, dass wir sie bald soweit hatten. Noch ein paar Mal das Artilleriefeuer auf die Siedlungen im Osten intensivieren und zack, hatten wir es endlich geschafft.
Russland ist heute der Bösewicht und niemand beachtet mehr die kleinen Verfehlungen auf unserer Seite oder gar der USA.