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  • DonCalzone

mehr als 1000 Beiträge seit 20.07.2007

Verschwörungstheorien - die Religion für die Atheisten...

Aus der EloKa wird mal wieder ein Nimbus gemacht wie damals aus den
Fernspähkompanien und später dem KSK. Und alle möglichen Geschichten
drumherum gesponnen.

Damals (ist schon über 20 Jahre her) wurden wir Abiturienten nach der
(Spezial-)Grundausbildung von Offizieren der Fernmeldetruppe gezielt
angeworben, in die Fernmeldetruppe und dort in die EloKa zu wechseln.
Gezielt heisst hier: Die Jungs hatten unser Abiturzeugnis vorliegen
und beriefen sich auf die Personaleinschätzung unserer Ausbilder.
Angesprochen wurde wer sich gut mit Computern auskannte und bereits
erste Erfahrung in der Programmierung gesammelt hatte und zudem bei
dem Erfassungstest bei der Musterung nicht schlecht abschnitten
(kennt jeder, der das noch mitmachen musste, wo Morsecodes akustisch
erfasst und niedergeschrieben werden sollten, die immer schneller
wurden) und der mindestens zwei Fremdsprachen fließend verstehen oder
sprechen konnte. Vorzugsweise waren das neben dem standardmäßigen
Englisch damals semitische Sprachen (z.B. Arabisch, Farsi) oder
slawische Sprachen (z.B. Russisch, Serbokroatisch). Wer diese
Anforderungen erfüllte, konnte bei Interesse und einer längeren
Verpflichtung mit einer Anforderung aus Frankenberg(Eder) rechnen -
was ungefähr gleichzusetzen war mit einer Nachricht von Gott
persönlich. Und damals dachte noch niemand so recht an Calw.

Aber eigentlich ging es "nur" darum, ausländischen militärischen
Sprech- und Schreibfunk abzuhören, ggf. zu entschlüsseln um taktische
Lagebilder aus Krisenregionen zu erhalten. Damals hatten gerade die
Amerikaner ihr erstes Golfabenteuer hinter sich gebracht und in
Ostdeutschland packten die Russen so langsam ihre Koffer. Es sei
wichtig zu erfahren, wohin in Russland die eine oder andere Einheit
der Westarmee verlegt werde und weil damals unter Jelzin das Militär
wochen- und monatelang auf seinen Sold warten musste und die Kasernen
in desolatem Zustand waren, war nach Aussage des Werbeoffiziers die
Sorge groß, wie stabil die Verbände der damals noch "Rote Armee"
genannten Streitkräfte sein würden. Im Nahen Osten war die Lage
damals kompliziert, auf dem Abkommen zwischen Palästinensern und
Israelis war die Tinte noch nicht richtig trocken und man wollte
wissen, was dort noch alles so passierte.

Ungewöhnlich war, wie offen bei der Anwerbung über die "Abhörziele"
gesprochen wurde. Wer das Militär kennt, der weiß welches Aufheben um
kleinste Details gemacht wird und sogar die Bedienungsanleitung für
einen "Wolf" unter "VS-NfD" (Verschlusssache - Nur für den
Dienstgebrauch) fällt und beim kleinsten Anlass der MAD mit von der
Partie ist und unangenehme Fragen stellt. Und da steht vor einer
Gruppe von gelangweilt dreinschauenden Wehrdienstleistenden ein
Offizier und plaudert sozusagen aus dem Nähkästchen. Nein, kein
Märchenman und Geschichtenerzähler wie der NSA-General bei der Black
Hat-Konferenz, der einen auf besonders klandestin machte...

Soviel erstmal dazu.

Wie man auf das schmale Brett kommt, dass wegen einer
Truppenvorführung in Bensheim von Frankfurt bis Wien deswegen die
Flugsicherung komplett ausfällt und das in Zusammenhang bringt mit
dem Abschuss von MH17 und dem Absturz von MH370 und irgendwelchen
NATO-Manövern oder Manövern der thailändischen Streitkräfte, ist mir
vollkommen schleierhaft.
Das ist genau das massenpsychologische Problem, das selbst 9/11 bis
heute anhaftet: Die meisten Verschwörungstheoretiker sind absolut
resistent gegen Fakten und scheuen auch nicht davon zurück, sich die
Faktenlage zurecht zu biegen!

Die beiden Türme sind nicht wegen der Flugzeugimpakte eingestürzt.
Das hätten die Wolkenkratzer mit einem Teileinsturz überstanden, weil
sich die Schnittgrößen zumindest teilweise umgelagert hätten. Für
einen solchen Impakt wurde jeder Turm auch bemessen. Was aber fatal
war, war das brennende Kerosin, das in mehreren Stockwerken brannte.
Dazu bauliche Mängel beim Brandschutz mit der Spritzgipsumhüllung der
viel zu leicht konstruierten Nebenträger und teilweise ungeschützter
Anschlüsse. Am Ende weichte der Stahl oberhalb 400°C so stark auf,
dass die Stützen schlichtweg als kinematische Kette wegknickten.
Sowas hört sich schonmal an wie eine Explosion, wenn plötzlich eine
Stütze nachgibt. Ein Passant gibt das per Handy zum Besten, plötzlich
ist es in den Nachrichten und von einem "hört sich an wie eine Bombe"
wird plötzlich eine Bombe daraus. Werden Fakten gebracht, die jeder
Wissenschaftler bestätigt, wird ausgewichen - dann war es plötzlich
Thermit. Ja, Thermit brennt so wahnsinnig heiss, dass es Stahl zum
Schmelzen bringt, schließlich schweißt man Eisenbahnschienen damit -
nur: Welche Mengen hätte man davon in das Gebäude schaffen müssen,
damit man es damit hätte zerstören können? Das wäre doch aufgefallen.
Und schon sagen die Verschwörungstheoretiker: Ja mit Zement gebunden
hätte man das in den Brandschutz eingebaut. Und zwar bei den
Sanierungsarbeiten. Als das nachweislich ebenfalls als Blödsinn
entlarvt wurde, sei das Thermit schon 1975 beim Bau eingebaut
worden...
Mal ganz abgesehen von den Ausweisen, die man AUF dem Trümmerhaufen
dann gefunden hat, hatte man auch gleich eine Erklärung: Die sind von
der CIA dort hingelegt worden. Ja nee, is klar...

Manchmal habe ich ECHT den Eindruck, dass in manchen Gegenden dieser
Erde der Geist der Aufklärung irgendwie noch nicht vorgedrungen ist.
Den Nahen Osten zähle ich da genauso dazu wie die Fusselbartmoschee
in Köln-Kalk bis hin zu weiten Teilen der USA... Und lustigerweise
sind die Idioten, die Religion komplett als was ganz Böses ablehnen
in ihrem Erklärungsdilemma soweit, dass sie Zufälle,
Unwahrscheinlichkeiten und für den Laien merkwürdige physikalische
Phänomene zusammenwerfen und daraus etwas konstruieren, das selbst
erkenntnisphilosophischen Ansätzen von Leibniz und Kant vollkommen ad
absurdum führt. Bei so filmischen Machwerken, die Millionen sich im
Internet anschauten kräuselten sich mir die Fußnägel.

Und das tun sie mal wieder, wenn man NATO-Manöver mit dem Abschuss
eines Passagierflugzeuges über der Ostukraine in Verbindung bringt.
Als ob das herbeigeführt worden wäre. Auch da ist eine
Tatsachenverdrehung sondergleichen im Gange, die von den eigentlichen
Schuldigen eher ablenken soll! Schuldig gemacht hat sich die Führung
von Malaysia Airlines, weil sie ihren Flugverkehr über die Ostukraine
weiter abgewickelt haben und Sprit sparen wollten statt wie die
meisten Airlines den Flugkorridor nach einer Gefährdungsbeurteilung
zu meiden. Schuldig gemacht hat sich die Regierung von Jazenjuk und
Poroschenko, weil sie den Korridor nicht in jeder Flughöhe sondern
nur bis 8000m sperrten. Und schuldig gemacht hat sich auch die
ukrainische Flugsicherung, die der Maschine einen Aufstieg auf über
10.000m vor dem Korridor verweigert hatte. Schuldig war aber genauso
die Crew an Bord der Maschine, die hätte nämlich bei der Vorsprechung
des Fluges sicherheitshalber eine andere Route wählen können, auch
wenn das Sanktionen seitens des Arbeitsgebers bedeutet hätte.
Wer nun mal rein gar nichts für den Abschuss kann, ist der
gescholtene Putin, dessen Außenministerium davor warnte in das
Donbass einzufliegen, gerade weil Separatisten meldeten, das sie eine
ukrainische (!) FlaRak-Batterie unter ihre Kontrolle bekommen hatten.
Und anders als von vielen westlichen selbsternannten "Experten"
propagiert ist es nicht unmöglich, als Laie ein solches Gerät zu
bedienen. Klar, auf sowas werden auch Profis trainiert und gedrillt.
Nur können die dann binnen Sekunden zielen und feuern. Aber ansonsten
sind bei uns nicht alle Soldaten so große Leuchten und die lernen es
auch in vier Wochen eine Roland zu bedienen. Warum sollte nicht
binnen mehrerer Wochen es ein Separatist lernen, eine Buk
aufzuschalten und abzufeuern?

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