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Avatar von Axel Farr
  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

Geld ist nicht gleich Vermögen ist nicht gleich Eigentum

Da sich fast alles in Geld ausdrücken lässt, kann man damit als Maßstab natürlich wunderbar Vergleiche zwischen den unterschiedlichsten Dingen ziehen.

Schaut man sich aber die Grundlage dieser Vergleiche an, dann stellt man schon relativ schnell fest dass Privateigentum und Vermögen vielleicht nicht identisch sind.

Zu dem Vermögen der im Bericht genannten Personen gehören Firmen, deren Wert extrem von der Wirtschaftslage abhängt. Würde ein Elon Musk von heute auf morgen beschließen, aus all seinen Investments auszusteigen, dann hätte er nur noch ein Bruchteil des Vermögens das ihm heute zugerechnet wird - einfach weil ein plötzlicher Verkauf so großer Firmenanteile auf keinen entsprechend aufnahmefähigen Markt treffen würde, der Markt regelt das dann indem der Börsenkurs in den Keller geht.

Der Wert einer Firma ist mehr oder weniger ein "Bruttowert". Hier fallen noch Steuern an, wenn man das Geld "verflüssigen" und ins Privatvermögen überführen möchte.

Was man eher bewerten sollte als das pure Vermögen ist das, was solche schwerreichen Menschen als Steuern und Spenden an den Staat oder die Allgemeinheit zahlen. Hier ist nämlich eher der Hase begraben: Jemand der nicht alle seine Einnahmen und die Unternehmensgewinne versucht an der Steuer vorbeizumanövrieren, sondern es in Kauf nimmt dass die Allgemeinheit auch ihren Anteil bekommt ist für die Gemeinschaft wichtig, weil er neben den Arbeitsplätzen in seiner Firma auch dem Staat das Geld beschert, das dieser zum Wirtschaften benötigt, oder dass er Geld ausgibt, damit die ärmsten 10% des Landes auch eine Perspektive bekommen.

Das Problem ist eher, dass unser Staat es nicht schafft, dass alle Menschen die gut, sehr gut oder exzellent verdienen entsprechend ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zur Kasse gebeten werden. Der Staat hat sich in den letzten Jahrzehnten gefühlt eher darauf fixiert, aus den kleinen und mittleren Betrieben und dem "Mittelstand" so viel Geld herauszuholen wie nur geht, während man (ganz bestimmt unbeabsichtigt) die großen Steuerzahler davonkommen lässt, indem deren Bilanzen entweder zu dürftig geprüft werden oder man nicht ernsthaft genug hinter echten Steuerstraftaten wie den sogenannten "CumEx"-Geschäfte hinter her ist. Die jetzige Regierung hat sich da auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, hat doch das jüngst verabschiedete "Bürokratieabbaugesetz" einen Passus enthalten, der die Aufbewahrungsfrist von Unterlagen schwupp-die-wupp mal um ein paar Jahre verkürzt hat - passend so, dass man da bei einer etwaigen Nachforschung des Finanzamtes sagen kann, dass die zurückerstattete Steuer ja bestimmt auch mal gezahlt worden war, belegen könne man es aber nicht - die Akten seien ja wegen Ende der Aufbewahrungsfrist gerade erst geschreddert worden...

Übrigens war Karl Marx nie Politiker. Er war Journalist, Redakteur und verstand sich im späteren Leben als Philosoph. Interessanterweise rief er nie zu Revolutionen auf, sah die "proletarische Revolution" aber als eine notwendige Folge der Verelendung der von ihm "Arbeiterklasse" genannten, mittellosen Arbeiter der industriellen Revolution in England.

Eine Gesellschaft, bei der alle ähnlich viel hatten gab es mal. Das Dumme ist halt nur, dass der Entstehung einer solchen Gesellschaft jeweils erst mal entweder eine Revolution, ein großer Krieg oder beides vorausgehen musste. Beides ist für den Einzelnen mitunter tödlich, für die Gemeinschaft der Bürger aber mindestens schmerzhaft. Gerade an den sich parallel entwickelnden Staaten "Bundesrepublik Deutschland" und "Deutsche Demokratische Republik" hat man dann exemplarisch sehen können, dass sich der Wohlstand für alle nicht gut entwickelt, wenn man zu peinlich darauf achtet, dass keiner zu reich wird. Es gibt Länder auf der Welt, wo das noch länger oder noch ausgibiger praktiziert wurde als bei uns in Deutschland und wo man dann sehen kann, dass es diese Länder mitunter nicht einmal schaffen, mit ihrem mittleren Einkommen auf deutsches Bürgergeld-Niveau zu kommen.

Der im Artikel genannte Bill Gates hat übrigens ca. 1/3 seines Vermögens an eine gemeinnützige Stiftung gegeben. Sozusagen selbst versucht zu entscheiden, was er mit dem unanständigen Reichtum Gutes tun kann.

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