Just2Cents schrieb am 20.12.2024 14:07:
Es bleibt jedoch korrigierend darauf hinzuweisen, dass dieser Begriff eher in eine ganz andere Richtung zielt. Mal bewußt provokativ gefragt: kann es ein Zufall sein, dass man auf Gymnasien und nachfolgend Universitäten überdurchschnittlich viel Nachwuchs vergleichsweise wohlhabender Mitbürger findet?
Nein, das ist kein Zufall. Kinder lernen denken dadurch, dass sie sprechen lernen. Dazu gehört, dass sie Gespräche aus ihrer Umgebung wahrnehmen und im Kontext die Worte lernen ohne ein Vokabelheft.
In Bildungskreisen, also den Familien, in denen mehr Geld vorhanden ist, hören Kinder bis zu ihrer Einschulung fast vierzig Millionen Worte, an denen sie lernen können. In den unteren Bildungschichten, also den Familien, die weniger Geld verfügbar haben, sind es nur acht Millionen. Dieser Unterschied bei der Einschulung entscheidet bereits über die Chancen auf Bildung.
Es ist nicht die Sache des Geldes, sondern Sache der Bildung der Eltern. Dass gebildete Eltern üblicherweise wohlhabender sind als Ungebildete, ist eine weitere Folge von Bildung.
Das ist die Richtung, in die der Begriff "Chancengleichheit" eigentlich geht - Chancen für das eigene Leben, Chancen zur persönlichen Entwicklung und Entfaltung. Weniger geht es um Chancen zum Erwerb von Luxusgütern.
Deshalb ist es mittlerweile üblich, in Tagesstätten in Brennpunkten Sprachförderung für Kinder mit deutschsprachigen Eltern anzubieten. Damit die Kinder sprechen und denken lernen.
Es ist ja nicht so, als sei das Problem nicht schon lange bekannt, aber wenn Eltern ihre Aufgaben nicht wahrnehmen, kann der Staat nur noch die Folgen lindern.