Klongeiger schrieb am 20.12.2024 15:43:
Die größten Problem der Gesellschaft entstehen nicht durch den bloßen Besitz einiger weniger, sondern durch die „Notwendigkeit“ diesen Besitz weiter auszubauen oder doch zumindest zu erhalten.
Das führt bei endlichen Ressourcen eben dazu, dass Kapitalanlagen diese binden. Wenn ein einziger Mensch 100 Häuser besitzt, dann haben eben 99 keines. Und selbst wenn er diese vermietet, dann führt die Gewinnmaximierung eben zu untragbaren Mieten.
Und da liegt Dein Denkfehler. Warum kann nicht einer 100 Häuser besitzen und die anderen 99 jeder eins? Umgekehrt ist es doch richtig: Wenn die 99 schon ein Haus hätten, würde den 100. kein einziges Haus bauen, weil es keine potentiellen Mieter gebe. Er baut die Häuser wortwörtlich, damit die 99 ohne eigenes Haus darin wohnen können.
Das gleich gilt für Firmenbesitz. Wenn aktiengehandelte Unternehmen ihre Firmenpolitik nach dem Prinzip des Shareholder Value führen, dann kommen die Interessen der Arbeiter und Angestellten der Firma immer an zweiter Stelle. Die sind aber für das eigentliche Wohlergehen des Unternehmens viel wichtiger als Aktionäre, deren einziger Beitrag (wenn die Aktien wirklich gehalten wurden) die Anfangsfinanzierung war. Ich würde deswegen dafür plädieren, dass Aktien bei ihrem Verkauf das Stimmrecht und/oder den Anspruch auf Dividenden verlieren. Ziel muss dabei sein, dass die Anteilseigner ein Interesse an der langfristigen Gesundheit der Firma haben, statt kurzfristige Gewinne zu realisieren.
Ja, genau. Anstatt die Unternehmensgewinne an die Geldgiereigen Aktionäre auszuschütten, sollte es direkt in der Firma reinvestiert werden, um den Wert der Unternehmung und damit auch den Wert der Aktien zu steigern. Ich weiß nicht, ob diese Strategie einen Namen hat, aber "Shareholder Value" scheint mir ziemlich passen... Ist der noch frei?
Andere Kapitalanlagen sind ähnlich unsozial: Grundbesitz, Zinsen, Kunstsammlungen, Edelmetalle. Sie alle entziehen der Allgemeinheit wichtige Ressourcen, um den Interessen des Besitzenden zu dienen.
Entscheidend ist hier aber die Dimension: wenn Oma Hedwig ihr Erspartes in einem Schrebergarten anlegt, den sie selber pflegt und mit der Ernte Speisekammer und Rente aufbessert, dann ist das konstruktiv.
Wenn Multimilliardär Horst hingegen alle Schrebergärten aufkauft um sein Vermögen langfristig zu parken, diese dann aber brachliegen lässt, er weder die Zeit, noch das Interesse an Gartenpflege hat, dann ist das destruktiv.
Wenn Oma Hedwig aus ihrem Schrebergarten in guten Jahren drölf Kartoffeln zieht, dann ist das unproduktiv. Wenn Multimillardär Horst hingegen verlässlich 600 Kartoffeln auf der gleichen Fläche anbaut, dann ist das produktiv. Was denkst Du eigentlich, warum kaum noch jemand auf diesem Planeten hungert, seit dem Horst am Ruder ist?
Ich bin treuer Marxist: Nur der Kapitalismus kann die Entfaltung aller Produktivkräfte über alle Grenzen hinweg erreichen. Das ist seine historische Aufgabe.
MfG
Mr Hardware