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  • Pacifist04

63 Beiträge seit 30.04.2019

Re: Vermögen ist nicht Einkommen und auch nicht verfügbares Geld

2-fast-4-U schrieb am 20.12.2024 11:03:

Viele gute Sachen tauchen in diesem Artikel auf,
aber einige Sachen stimmen eben nicht.
Vermögen ist nicht Einkommen.
Ich habe etliche Kollegen mit sattem Einkommen,
jedoch keinem Vermögen.
Das hat die einkommenslose geschiedene ehemalige Gattin.

Lass mich raten: Die geschiedenen ehemaligen Gattinen kümmern sich weiterhin um die Kinder und sind daher einkommenslos. Oder hatten nie eine berufliche Laufbahn und verdienen daher nichts bzw. nur Peanuts.

Ist aber auch völlig egal: Jedes Lebenmodell hat seine Risken. Die waren zu Beginn der Ehe bekannt und vermutlich wurde auch niemand mit vorgehaltener Waffe zum Standesamt geschleift. Manchmal funktionieren Ehen auf lange Sicht, heutzutage aber immer seltener. Hinterher ist man immer klüger.

Um an Steuereinnahmen zu kommen ist es viel einfacher
die viel zu niedrig besteuerten Konzerne GAFAM
zu besteuern.

Im Prinzip nicht falsch. Aber wenn genauer hinschaut, sind diese Firmen alle in Monopol bzw. Oligopolstrukturen unterwegs, d.h. wenn man die besteuert können auch die das auf ihre Kunden umlegen, da sie weder eine funktionierende Marktkonkurrenz noch handlungsfähige Regulierungsbehörden fürchten müssen. Der Wirtschaftsbereich ist so dermaßen dysfunktional, dass der Versuch einer ernsthaften Besteuerung (der aufgrund der Machtverhältnisse ohnehin zum Scheitern verurteilt ist) alleine nicht viel bewirken wird.

Die Superreichen haben ihr Vermögen nicht erarbeitet.
Das Vermögen entstand dadurch, dass Leute Aktien
zu immer höheren Preisen gekauft haben.

So homogen ist diese Klasse und ihre Methoden zur Reichtumsvermehrung dann auch wieder nicht.
Und zu den "Leuten", die "Aktien zu immer höheren Preisen gekauft haben" gehört auch das von den Superreichen bestellte Führungspersonal, welches Gewinne in Aktienrückkäufe ummünzt (auch weil eine Wertsteigerung der Aktie für Aktienbesitzer mitunter steuerlich günstiger ist als eine Dividendenauschüttung).

Ich bin gegen eine Vermögenssteuer.
Argumente:
Dann muss auch jede Immobilie jedes Jahr
von einem Gutachter bewertet werden.
Es gibt gar nicht genug Gutachter.

Aber genug Leute, die die Vermögensverhältnisse von Millionen von Hartz IV Empfängern regelmäßig überprüfen und die regelmäßig zum Beratungsgespräch herzitieren. Ein "geht nicht" ist hier offensichtlich ein Bullshitargument. Mal abgesehen davon, dass es auch ausreichen würde, wie bei der neuen Grundsteuer, grobe Schätzungen vorzunehmen.
Oder man könnte Immobilien nur dann bewertern, wenn das Finanzamt Anlass zur Vermutung hat, dass der Gesamtwert über einer (hoch angesetzten) Freigrenze liegt. Dann betrifft es die große Mehrheit der Immobilienbesitzer gar nicht.
(Und wir waren ohnehin bei den Superreichen, da hat man häufig genug andere Probleme, beispielsweise, dass Immobilien denen formal gar nicht privat gehören. Für die, die es doch tun, ist das Ganze jederzeit lösbar.)

Ihr meint, dann eben nur alle 10 Jahre?
Da wird es dann dank des zwischenzeitlich
aufgetretenen Wertzuwachses schöne
Nachzahlungen geben.

Auch das ist ein Argument der Marke: Ich mag etwas nicht, also werde ich denkfaul und tue so, als ob das nicht einfach lösbar wäre. Jeder kleine Steuerpflichtige muß mit Nachzahlungen nach 1-2 Jahren rechnen und dafür Rücklagen bilden, wenn er Transaktionen tätigt, die nicht unmittelbar besteuert werden. Jeder Vermieter tut das regelmäßig. Unternehmen bilden deswegen Rückstellungen. Aber die Vermögensverwalter & Steuerberater der Superreichen bekommen das nicht hin?

Und überhaupt wird bei Immobilien die
Steuerlast gern auf die Mieter gelenkt.

Ja, das kann in der Tat ein Problem sein, wenn Konkurrenz und Regulierung fehlen.

Erbschaftsteuer hingegen ist in Ordnung.
Passiert ja nur einmal.

Interessant. Die Probleme sind letztlich nahezu exakt die gleichen wie bei einer Vermögenssteuer. Aber in dem Punkt Erbschaftssteuer sind wir dann ja einer Meinung.

> Allein die Vermögen von Jeff Bezos und Bill Gates
> mit zwei Prozent zu besteuern, würde ausreichen,
> um die Obdachlosigkeit in den USA ganz zu beenden.
Man könnte ihnen ja zwei Prozent ihrer Aktien wegnehmen.
Und dann?
Um an Geld zu kommen muss man diese Aktien verkaufen

Oder nur beleihen. Oder mehr Aktien vergesellschaften und nur die Dividenden nutzen. Ist aber auch egal, weil es im Text nur um Größenordnungen geht, nicht um eine konrete Maßnahme.
Als man Musk gesagt hat, dass er bei seinem Vermögen den Hunger in Afrika für lange Zeit abschaffen könnte, wenn er einmalig einen überschaubaren Teil seines Vermögens abgeben würde, hat er erst rumgetönt, dann ein paar Auflüchte gesucht und genau "nichts" gemacht. Wenn man nicht will, kann man sich ein "geht nicht" immer zusammenfabulieren.

und dazu muss dann jemand diese Aktien kaufen.

Leider falsch. Siehe oben.

Und sollte tatsächlich mehr Steuersumme auftauchen
wird diese garantiert in neue Waffen investiert

Gut möglich. Wer aber hat den größeren Einfluss auf die Entscheider und ist damit die Hauptursache? Die unteren 90% oder die oberen 0,01%/0,001%?

und kein einziges soziales Problem gelöst.

Weil die politische Landschaft und gesellschaftlichen Diskurse so aussehen, wie sie aussehen. Warum sehen die von Jahr zu Jahr mehr so aus? Siehe oben.

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