Die Behauptung, es gäbe nicht nur eine Wahrheit, ist selbst nur bedingt richtig.
Es gibt durchaus Bereiche, in denen es eine "absolute Wahrheit" gibt, und zwar genau da, wo Menschen sich untereinander verbindlich einigen, was sie "für wahr halten" wollen.
Große Bereiche der Taxonomie etwa fallen darunter, und Gesetzeswerke wie die für Verkehrsregeln sind überwiegend im Alltag nicht verhandelbar.
Ob die Mathematik als ganze nur eine Wahrheit ist, ist als solches diskutierbar, aber abgeleitete Teilbereiche genießen ebenfalls den Status der "Korrektheit" unabhängig von Sichtweisen: 2% sind und bleiben 1/50. (Erst der Computer macht das dann wieder hinfällig, weil er nicht genau genug rechnen kann...)
Wie ein Gerät funktioniert, ist ebenfalls selten eine Frage der Sichtweise, sondern des technischen Wissens und Verstehens (und evtl. der sprachlichen Umsetzung dieser Kenntnisse).
Im Grunde fußt darüber hinaus alles, was unter "Beweisführung" gefaßt wird, auf der Annahme, daß es nur eine Wahrheit gibt, die zu finden und zu benennen ist.
Es ist also nicht grundsätzlich wahr, daß jede Wahrheit "sichtweisenspezifisch" ist - auch wenn es dann wieder weite Bereiche im Zusammenleben gibt, in denen das zutrifft.