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  • HLarch

41 Beiträge seit 10.11.2011

Luther, Shakespeare, Goethe usw.

Bücher und Filme auf eine Verbotsliste zu setzen ist letztlich nur
das Eingeständnis von Angst und Versagen: 
‚Angst’ - vor einer Auseinandersetzung mit Geschichte und Kultur, die
über das einfache schwarz-weiß (gut-böse) Denken hinausgeht. 
‚Versagen’ - weil Deutschland es nach 65 Jahren noch immer nicht
geschafft hat, die Freiheit der Meinung in Wort, Bild und Werk
uneingeschränkt zuzulassen und eine solide Argumentationskultur zu
entwickeln. 

Das Indizieren und politisch korret bereinigen von historischem
Material ist der einfachste Weg Kontrolle auszuüben. Geschichte
wegsperren, Literatur politisch korrekt umschreiben ist einfach. Eine
breite gesellschaftliche Auseinandersetzung kann gar nicht mehr
stattfinden. Was man nicht mehr sehen, lesen, hören kann, existiert
nicht mehr. 

Die Verbotslisten sind allerdings ebenso wie die verbotenen Objekte
nur in ihrem geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext zu
verstehen und damit selber nur temporärer Natur. Was heute noch
verboten ist, kann in wenigen Jahren schon wieder erlaubt sein. Was
heute noch als korrekt oder akzeptabel erscheint kann schon in Kürze
auf einem Index erscheinen. Es sind keine metaphysisch absoluten
Regeln, die darüber entscheiden, was auf einen Index, auf eine
Verbotsliste gehört, sondern gesellschaftlich-geschichtliche und
politische (Mehrheits-?) Verhältnisse.
Wer heute noch Verbotslisten unterstützt sollte sich auch daran
erinnern, daß man sich damit in der Gesellschaft derer befindet, vor
denen die Verbote eigentlich ‚schützen’ sollen und die ihre eigenen
Indices mit ähnlich fadenscheinigen Begründungen ausgestattet hatten. 

Nun denn, laßt die Listen wachsen. Hier einige Vorschläge:
Martin Luther, Von den Juden und Ihren Lügen.
William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig.
Leo Tolstoi für seine Weigerung Progrome zu verdammen.
Johann Wolfgang Goethes Werke, in denen er Juden stereotypisch
Wucherer und Betrüger nennt  Der „Zweizeiler "Jude" in den "Zahmen
Xenien":"Sie machen immerfort Chausseen, Bis niemand vor Wegegeld
reisen kann!"
http://www.ursulahomann.de/GoetheUndDasJudentum/komplett.html
Astrid Lindgren, Pippi Langstrumpf für die Verwendung des Wortes
‚Neger’ (wird gegenwärtig schon umgeschrieben).

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