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  • Boandlgramer

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Re: Ladezeit

mi fhein schrieb am 29.09.2018 13:02:

Doch, ich finde jetzt zwar auf die Schnelle nicht viel zu dem Thema, aber ich gehe davon aus, daß hier eine Komplettladung gemeint ist.
Der Zug (es ist der Desiro ML von Siemens) bekommt nämlich Lithium-Titanat-Akkus, die sehr hohe Ladeströme erlauben.

Folgende Rechnung: Man geht bei Dieselloks von einem Verbrauch von rund 3 Liter/Kilometer aus - dürfte aber gerade im Regionalverkehr etwas höher liegen. Nehmen wir weiterhin einen durchschnittlichen Bahnhofsabstand von 10 Kilometern an. Dann braucht eine typische Diesellok wahrscheinlich 40 bis 50 Liter für diesen Abschnitt. Dieselloks haben sehr hohe Wirkungsgrade, die sollten 30, vielleicht 35% schaffen, so dass aus dem Energieinhalt aus 50 Litern Diesel rund 20 kWh kinetische Energie erzeugt werden.

Diese Leistung dürfte bei einem batterieelektrischem Zug durch Rekuperation auf 15 kWh gedrückt werden können. Wenn davon ein Drittel bei der Beschleunigung im Bahnhof noch unter Fahrdraht stattfindet, bleibt ein Energiebedarf von lächerlichen 10 kWh pro 10 km Strecke. Bereits ein 20-kWh-Akku würde für einen schonenden 25/75-Betrieb ausreichen und die Ladeleistung im Bahnhof eben "nur" 11 oder 12 kWh in etwa drei Minuten Standzeit betragen.

Das lässt sich alles mit verfügbarer Technologie machen - zumal Züge die Option böten, die Traktion auf mehrere Achsen/Akkus zu verteilen.

In der Tat käme dann noch das Thema dazu, dass Heizung und Lichtstrom für die Waggons auch irgendwo her kommen müssen. Entweder haben die dann autonome System und eigene Pantografen oder die Ausstattung der Lok muss entsprechend erhöht werden. Bei Autos macht das um die 10 % bei Einsatz von Wärmepumpen aus - das müsste man hier auch aufschlagen...

Und es gibt natürlich Streckenprofile mit größeren Bahnhofsabständen und Steigungen... Aber bei der Bahn muss nicht jedes Fahrzeug auf jeder Strecke funktionieren. Da gibt es sowieso schon eine relativ starke Spezialisierung, so dass man durchaus in Niedersachsen einen Zug mit 20-kWh-Akkus einsetzen kann, während im Thüringer Wald ein Zug mit 50-kWh-Akkus unterwegs ist.

Ich will nur zeigen, dass es keine technologischen Schwellen sind, die solche Lösungen verhindern, sondern ausschließlich finanzielle bzw. politische.

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