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Re: Erst neulich: wer zu oft krank ist, wird zum Personaler zitiert.

Peter Maier (86aa7a7f) schrieb am 18.11.2022 13:03:

Mal ehrlich: Wie würden Sie als Unternehmenseigentümer handeln?

Ökonomisch denken.
Wenn ein Mitarbeiter drei andere ansteckt, weil er sich wider besseren Wissens mit 40° Fieber auf Arbeit geschleppt hat, dann sind am Ende diese drei Leute daheim, die auch nix mehr produzieren.

Eine Firma ist keine soziale Bedürfnisanstalt sondern hat das Ziel gewinnorientiert und leistungsorientiert zu sein. ja, das ist hart und bringt jeden Salonlinken die Zornesröte ins Gesicht, ist aber so. Face it.

Das ist kein Argument, die Unterstellung darfst du auch gern bleiben lassen.

Eine Firma hat Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. Dazu gehört eben auch, dass die Arbeitsplätze bzw. das -umfeld so gestaltet ist, dass durch fachgerechte Arbeitsweise niemand gefährdet wird bzw. niemand sich selbst gefährden kann. Dazu zählen nebst Unfallverhütungsvorschriften auch chronisch belastende Bedingungen, welche eben erst nach einiger Zeit sichtbar werden.

In gewisser Weise hat jedes Unternehmen also durchaus die Verpflichtung eine "soziale Bedürfnisanstalt" zu sein, vom Gesetze aus, aber auch bezüglich diverser Schutzvorschriften.
Das mag ja den Manchesterkapitalisten die Zornesröte ... du weißt schon, wie der Satz weiter geht.

Wenn Sie es besser machen wollen, gründen Sie einen eigenen Firma und nehmen dann all dieser Minderleister als unkündbare Beschäftigte dauerhaft auf. Viel Spass bei diesen Sozialexperiment.

Eigene Firma? In Deutschland? Wo ich 2/3 Steuerlast tragen darf als Arbeitgeber UND Arbeitnehmer? Sorry. Nee. Lass ma lieber. Wir reden weiter, wenn maximal 1/3 vom Brutto an den Staat geht, einschließlich Sozialabgaben und "Arbeitgeberanteil", wenn ich bei der Steuerbegleichung die gleichen Zahlungsziele habe, wie der Kunde (z.B. große Elektronikkonzerne zwischen 90 bis 180 Tage, ohne Skonto!) Denn wenn der (Industrie-)Kunde erst ein halbes Jahr nach erbrachter Leistung bzw. gelieferter Ware zahlen will, der Fiskus aber zum Stichtag die Steuern haben will, ist mein Unternehmen pleite.

Gelle? Das weiß man aber nur im Produktivgewerbe. Mancher Dienstleister, der nur mit Endkunden zu tun hat, der weiß das nicht, weil Dienstleistungserbringung und Zahlungstermin i.d.R. auf den gleichen Tag fallen.

Und wie steckt man mit der Krankheit Rückenschmerzen nach Verkehrsunfall jemand anderen an? Das sind neue alternative Wahrheiten aus dem Coronawahn?

Rückenschmerzen können chronisch werden. Dann fällt die Mitarbeiterin eben nicht nur für die Stunden REHA aus, sondern permanent. Kann sein, dass das Unternehmen dann Know-How verliert. Ist das ein sinnvoller Umgang mit Menschen?

Auch hier wieder: das Unternehmen hat Verantwortung ggü. seinen Mitarbeitern.

Auch wenn man zwar etwas verschnupft ist aber nicht bettlägrig ist, spricht nichts gegen etwas (leichtere) Arbeit, eventuell auch nur halbtags auf eine Woche oder so. Muss ja nicht Arbeiten mit hohen körperlichen Einsatz sein, aber bei einer Erkältungskrankheit ist man nach wenige Tagen für einfache Büroarbeiten jedenfalls mehr als gfit genug. Und die meisten Leute die herumjammern sind aus dieser Gruppe der Bürosesselschubser, was mehr als auffällig ist.

Nicht jeder kann alles. Wir sind hier nicht beim öffentlichen Dienst, bei dem mal mal schnell die Sachbearbeiter durchtauschen kann und die Kollegin mit Schnupfen eben ins Einzelbüro schickt, wo sie ihren Schnupfen net weitergeben kann.

Hier in der Elektronikfertigung steht man auch mal nebeneinander, hat den gleichen großen Werkraum usw. Da kann sich schon was verteilen. Und ja, da hast du sogar recht, dank der Corona-Hysterie hat das zugenommen, dass man wegen "etwas Schnupfen" daheim bleiben sollte. Weil das eins der Corona-Symptome eben ist. Ob man nun Corona hat oder nicht, ist dabei nicht einmal relevant, wenn der Arbeitgeber sagt, bei Symptomen daheim bleiben.

Bei z.B. Dachdeckern würde ich es verstehen, wenn der auch mal eine oder zwei Wochen nach einer Verkühlung nicht am Dach herumkraxlt, weil das auch körperlich ziemlich anstrengend ist. Aber diese Leute haben interessanterweise gar nicht dieses Probleme von denen die typischen Bürosesselschubser so oft klagen. Zufall? Kaum.

Dein Beispiel ist insofern schlecht gewählt, als dass der Dachdecker i.d.R. aus Osteuropa kommt und vom Arbeiterverleiher per Bus zum Montageort gefahren wird. Da bleibt der dann eben 2 Wochen in der Gemeinschaftsunterkunft oder im Bauwagen. Was bleibt dem anders übrig, als zu schaffen? Heim kann er erst, wenn das Dach gedeckt ist. Und wenn's dumm läuft, ist er den Job auch noch los, weil er ja nix gearbeitet hat. Wie das mit den Krankschreibungen läuft bei den osteuropäischen Zeitarbeitern, die nach Tarif "Rumänien" beschäftigt sind, weiß ich nicht. Sonderlich toll ist das sicher net.

Dein Gegenbeispiel "Büroarbeiter" hat statt Lohn Gehalt, das kriegt er auch, wenn er daheim sitzt. Manchmal fällt nicht einmal auf, wenn er 2 Wochen lang nicht erscheint. Dann sind die alle nicht entrechtete Knechte irgendeines Verleihers, sondern schön mit Tarif angestellt, der Betriebsrat hält die Hand drüber und im Zweifel ist man selber gar Mitglied und auch noch Gewerkschaftsmitglied. Damit ist man praktisch unkündbar und entsprechend privilegiert.

Die Kollegin bei mir in der Elektrofertigung? Elektronikerin, umgeschult, mit befristetem Vertrag, seit einem knappen Jahr dabei. Die hat keine "Privilegien". Zu viele Fehltritte und eben Personaler.

Vielleicht solltest du dich noch einmal mit der bitteren Realität der Menschen beschäftigen, die nicht im öffentlichen Dienst angestellt sind, sondern in der freien Wirtschaft und dort wiederum ohne Tarifvertrag, nur mit Zeitverträgen usw. usf. Die quälen sich auf Arbeit wider besseren Wissens, weil sie genau wissen, wenn sie krank sind, zählt das gegen sie und sie sind schneller raus, als sie schauen können.

Tja.

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