Die Bundeswehr im Kalten Krieg
Der Kalte Krieg hatte seinen Schwerpunkt in Deutschland. Deshalb war hier seit Mitte der 1950er bis in die frühen 1990er-Jahre eine weltweit einzigartige Konzentration von Streitkräften stationiert. Mitte der 1980er-Jahre waren es insgesamt 1,3 bis 1,5 Millionen aktive Soldaten, davon 900.000 auf dem Gebiet der Bundesrepublik. Mit knapp 500.000 Mann (und ab 1975 einigen wenigen Frauen im Sanitätsdienst) bildete die Bundeswehr den Eckpfeiler der westlichen Bündnisverteidigung in Mitteleuropa.
Jede Auseinandersetzung auf deutschem Boden musste für die Bundesrepublik verheerende Folgen haben: So konzentrierten sich die in den 1950er-Jahren entwickelten NATO-Strategien auf eine Abschreckungslogik: Schon das Ausbrechen eines Krieges sollte verhindert werden, indem jede Aggression der Sowjetunion und ihrer Bündnispartner mit einer raschen und massiven nuklearen Eskalation beantwortet worden wäre. Um die diese Strategie der Massiven Vergeltung zeitlich abzupuffern, um Raum für politische Verhandlungen zu schaffen, bedurfte es daher starker konventioneller Kräfte, die anfangs jedoch kaum bestanden. Neben der Forderung der US-Regierung unter John F. Kennedy nach einer flexibleren, abgestuften Strategie seit 1961 war also auch die Existenz der Bundeswehr selbst eine Grundlage für die Verabschiedung der NATO-Strategie der Flexiblen Antwort (Flexible response) im Jahr 1968. Es sah die "flexible" Beantwortung einer Aggression vor: Zuerst sollten konventionelle Kräfte die Verteidigung am Eisernen Vorhang übernehmen, bevor eigene Nuklearwaffen zum Einsatz kämen. Auch deren Einsatz sollte zunächst selektiv erfolgen, um der Politik zeitlichen Spielraum für eine Begrenzung und Beendigung des Konflikts zu verschaffen. Freilich blieb auch ein möglicher Verzicht auf nukleare Einsatzmittel für die Bundesrepublik problematisch: So erschien ein Krieg möglicherweise wieder führbar – mit der Folge einer umfassenden nicht-nuklearen Verwüstung, der anschließend dann doch eine nukleare Eskalation gefolgt wäre.
...Auch konnte die strategische Ambivalenz zwischen nuklearer Abschreckung und konventioneller Verteidigungsfähigkeit letztlich nicht aufgehoben worden. Dies war möglicherweise ein Grund dafür, dass ein "heißer Krieg" als weder angemessen planbar noch führbar schien.
https://www.bpb.de/themen/militaer/deutsche-verteidigungspolitik/199277/die-bundeswehr-im-kalten-krieg/
Hervorhebung durch mich
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