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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Ob's den Klimawandel gibt oder nicht sollte vor dem Hintergrund ...

... der sich sehr real manifestierenden Unzufriedenheit (Wort abgemildert gewählt) in der Bevölkerung nicht nur im Osten der Bundesrepublik Deutschland nicht primäres Entscheidungskriterium für die Strategie der nächsten 10, 20 oder 30 Jahre sein.

Genaugenommen sollte man lieber darüber nachdenken, wie man die Menschen wieder von den Straßen holt, ohne auf Drohungen, Sanktionen gegen Einzelne, gewaltsam vorgehende Polizeieinheiten oder weitere Eskalationsoptionen zurückzugreifen. Das ist nur möglich, wenn die Betroffenen in Sorgen und Nöten ernstgenommen werden und nicht abgekanzelt werden als "Querdenker" und "Wutbürger" oder saloppen Sprüchen: "erst kommt das Fressen, dann die Moral".

Der Klimawandel ist abstrakter Natur, weil langfristig und möglicherweise nicht einmal mehr zu unseren Lebzeiten in kritischem Maße zutreffen. "Nach uns die Sintflut" wäre jetzt sicherlich eine mögliche Erwiderung, doch selbst die kann man stecken lassen, wenn eben die praktisch spürbare Inflation insbesondere bei Energiekosten (inzwischen beim Faktor 4 für das nächste Jahr angekommen, potentiell auch noch mehr) oder Lebensmitteln (teilweise schon jetzt Faktor 2) insbesondere Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen schwer belasten und etwaige Sparvermögen wegschmelzen. Im nächsten Jahr dann drohen Privatinsolvenzen für bis zu einem Drittel der Haushalte im Lande - mit dem Armutsbericht ist es dann nicht mehr getan, wenn mehr als 27 Millionen Menschen den Kuckuck auf ihren Wertgegenständen kleben haben.

Die Weltenrettung gegen eine mögliche katastrophale Entwicklung in 50 - 250 Jahren verglichen mit der katastrophalen gesellschaftlichen Entwicklung innerhalb eines Jahres muss dann einfach für viele Menschen zurückstehen. Was nützt die gerettete Welt morgen, wenn man heute finanziell absäuft?

Abgesehen davon: warum müssen wir Deutschen (dank, aber nicht nur, der Grünen wegen) mit dem Kopf durch die Wand und ruinieren auf Kosten des gesellschaftlichen Zusammenhalts und Friedens unsere eigene Wirtschaft für völlig unrealistische Ziele? Wieso kriegen wir's nicht gebacken, dass Deutschland nunmal kein Island ist und sich mit Geothermie selbstversorgen kann? Wieso kriegen wir's nicht in den Kopf, dass Deutschland und Schweden nicht vergleichbar sind und die Schweden wesentlich leichter sich von Kohle, Öl und Gas lossagen können als unsereins - einfach, weil das Land riesig ist und von nicht ganz dem Äquivalent der Bevölkerung von Baden-Württemberg bewohnt ist? Ja, wenn in Deutschland nur rund 8 Millionen Menschen leben würden, könnten wir auch 100% von den Erneuerbaren leben, d.h. wenn wir irgendwo noch ein paar Flussläufe mit Kraftwerken zubauen. Weil Sonne und Wind nicht immer in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen (nachts, saisonell).

Bezahlbare Energie ist keine Droge einer Industriegesellschaft, sondern Lebensblut. Aber auch ohne hoher Industrialisierungsdichte ist ohne stabile Energieversorgung nur eins gesichert: der Abstieg auf Schwellen- oder gar Entwicklungslandniveau, inklusive aller dami verbundenen Attribute wie Hungersnöte, Krankheiten und geringe Lebenserwartung. Und bis wir dahin "transformiert" sind, werden immer mehr Menschen ihren Unmut kundtun und sich gegen die Enteignung für ideologischen Wahnsinn stellen. Insbesondere, weil der zu leistende Preis in fast biblischem Missverhältnis zum Gewinn steht: nicht man selbst, nicht die eigenen Kinder oder deren Kinder profitieren von den Opfern heute, sondern vielleicht irgendwann irgendwo in 200 Jahren die Menschen.
Oder auch nicht, wenn man sich der Möglichkeiten beraubt hat, dem Klimawandel technologisch zu begegnen und sich anzupassen. Dann sind die Menschen in 200 Jahren noch immer ohne Elektrizität und ausreichend Ernährung, aber das Klima hat sich trotzdem zum Negativen gewandelt.

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