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  • Alexander Durin

mehr als 1000 Beiträge seit 21.03.2013

Der Aufsatz eines erregten Schülers

Der Aufsatz eines erregten Schülers. So zumindest kommt einem der Artikel vor. Nichts gegen die Begeisterung, sie ist die Quelle des Antriebs zu wirklich neuen Erfindungen. Aber ich habe auch einmal einen Fusionsantrieb für die interplanetare Raumfahrt "konstruiert". Chemische Raketentriebwerke waren out: es musste "neu" sein und wenn der Fusionsantrieb physikalisch zwar nicht klappte, so hätte wenigestens die Begeisterung das Raumschiff mindestens bis zum Jupiter angetrieben.

So sehr ich diesen kindlichen Enthusiasmus und die naive Begeisterung schätze, so gehört der Aufsatz doch wohl eher in eine Kinder- und Jugendzeitschrift anstatt in ein wohlverbreitetes Medium. Und wenn doch, als eine Jugendphantasie, die man durchaus – als Phantasie – besprechen kann.

Aber so fällt die Kritik eher vernichtend aus (ich hoffe, der Autor hat einen safe space und ein Psychotherapeuten-Team dafür).

Der Aufsatz liest sich wie ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film, in dem IT physikalische Grenzen scheinbar überwinden können. Mit modernen Analysemethoden lassen sich sich die Schwachstellen des Stromnetzes analysieren und – schwupp! – sind sie beseitigt (wie die Superwissenschaftler in der 40er-Jahre-SciFi). Ob das überhaupt möglich (das wird in irrem Zukunftsglauben axiomatisch vorausgesetzt) und vor allem sinnvoll ist, ist kein Bestandteil der Phantasie.

Dann spricht er von der nie versagenden Energiequelle Wind. Die unerschöpfliche Windkraft scheint geradezu phantastisch. Die in nutzbare Energie, wie zum Beispiel Strom umzuwandeln, ist keiner Rede Wert. Geschweige denn, wenn man von Wirkungsgraden und Wirtschaftlichkeit spricht.

Genau genommen sind Begriffe wie Wirkungsgrade und Wirtschaftlichkeit wohl Fremdworte für den phantastischen Autor. Die Worte kommen nicht einmal im Text vor. Alles ist irgendwie unendlich und das ist ganz toll. Dass man erhebliche Aufwände betreiben muss, um die Anlagen zu errichten, und was das Gesamtwirtschaftlich kostet, gehört für den Autor wohl zu geheimem Wissen, zu dem er keinen Zugang hat (könnte er aber haben, wenn er Ingenieurwissenschaften studiert).

Den Gipfel der Naivität schießt er ab, wenn er schreibt:

Ein aktueller Bericht des Fraunhofer-Instituts hat ergeben, dass Photovoltaikanlagen schon heute einen relevanten Beitrag zur Stromversorgung in Deutschland liefern

Da sticht die Obrigkeitshörigkeit bezüglich des Fraunhoherinstituts ins Auge, nicht wissend, dass das keine neutrale wissenschaftliche Quelle ist, sondern eine Lobbyorganisation. Eine herrlich-naive Gutgläubigkeit.

Noch besser ist die jung-naive Digitalgläubigkeit wie in US-Filmen. Tolle Digitaltechnik, die erst noch erfunden werden muss und in Deutschland nie erfunden werden wird, soll die Physik außer Kraft setzen. Wenn Wind und Solar des Nachts oder während Dunkelflauten physikalisch keine Energie liefern können, soll das dann doch funktionieren mit einer sicheren Stromversorgung? Das ist in etwa so phantastisch wie manche unterbelichtete SciFi aus den 1940er Jahren, nach denen Autos mit der unendlichen Atomkraft fahren sollten.

Der Aufsatz ist schon eine starke Darbietung. Er verdient nicht einmal das Attribut Science Fiction, weil das "Science" grundsätzlich weggelassen wurde und nur noch aus "Fiction" = Phantasie besteht.

Eine solche Generation wird letztlich die Medizin zu schmecken bekommen, die sie verordnet hat. Und die wird bitter sein. Aber natürlich wird sie nicht selbst dafür verantwortlich sein. Man schiebt das auf die ältere Generation, die ein stabiles Stromnetz aufgebaut hat, aber sich gegen die unsinnigen "Visionen" gewehrt hat, die von Pferde- und Theaterwissenschaftlern in maßloser Ideologie verheißen wurden.

Unterdessen freuen sich die neuen Wirtschaftsmächte in Asien wie sich eine der größten Wirtschaftsnationen in ihrem CO2-Weltrettungswahn selbst zerstört und man in Asien billig und einfach weiter auf günstige fossile Brennstoffe verlässt.

Die Asiaten, die bereits heute die Zukunftstechnologien beherrschen, brauchen nicht einmal ihre Konkurrenten los werden. Die Konkurrenten entledigen sich selbst.

Und das Dank puertärer Phantasien.

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