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  • Just2Cents

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2005

Diese Probleme im ländlichen Raum können gar nicht oft genug...

... thematisiert werden. Wenn ich mich an meine Kindheit auf dem Dorfe (heute gut anderthalb Tausend Einwohner, damals wohl deutllich weniger) zurückdenke und mal bilanziere, was es dort seit dem alles nicht mehr gibt:

- der kleine Edeka-Laden ist weg
- der kleine Tante-Emma-Laden mit dem erstaunlich viefältigen Angebot ist weg
- die Postfiliale ist weg
- die Quelle-Filiale ist weg
- der Bäcker ist weg
- das Restaurant ist weg
- der Drogerieladen ist weg
- der Allgemeinmediziner ist weg
- die Volksbank ist weg
- die Sparkasse ist weg
- die Apotheke ist weg
- der einzige Industriebetrieb, der landwirtschaftliche Geräte herstellte, ist auch weg - vielleicht wenig verwunderlich, denn...
- ... die meisten landwirtschaftlichen Betriebe dort sind ebenfalls weg
- alle 3 Gaststätten sind weg

Dafür gibt es in nun ein Altenheim und ein Entsorgungsunternehmen.

Alles in allem eine ziemlich niederschmetternde Bilanz, wie ich finde.

Aber nichtsdestrotrotz wächst dieser Ort. Zwar nicht grade raketenschnell, aber immerhin ziehen nach wie vor mehr Leute dort ein als ausziehen. Liegt vermutlich an dem relativ billigen Baugrund dort, und an der Tatsache, dass es bis zur nächstgrößeren Stadt keine 15 Kliometer sind.

Um diese Strecke zu überwinden, ist man allerdings auf sich selbst angewiesen, denn (das ist immerhin noch wie vor gut 30 Jahren) der Bus färt dort täglich 3 mal - das nutzt nicht viel. Da zeigt sich das angesprochene Fehlen jedeweder Mobilitätskonzepte in der Tat klar und deutlich - im besonderen, wenn man in Betracht zieht, dass in den folgenden Dörfern teilweise überhaupt keine Busse mehr fahren. Man hat da eine Weile recht erfolglos mit Ruf- und Taxibuskonzepten herumprobiert, so recht funktioniert hat allerdings nichts davon.

Mich selber hat's mittlerweile in besagte nächtgrößere Stadt verschlagen - schlicht weil mein Elternhaus (damals gemietet) verkauft wurde, wir dort raus mußten und es auf dem Dorf damals keine brauchbare Alternative gab. Aber selbst hier in der Stadt (ca. 80.000 Einwohner) sieht das mit dem ÖPNV nicht viel besser aus. Wenn ich damit von meiner Bleibe zu meinem Arbeitsplatz fahren würde (Luftlinie keine 6 Kilometer) wäre ich ungefähr eine Dreiviertelstunde(!) unterwegs. Sternverkehr und eine bemerkenswert unvorteilhafte Taktung der Buslinien machen es möglich - 5 Minuten zu Fuß bis zur Haltestelle, dann 15-20 Minuten Fahrt. Dann bin ich in der Innenstadt, mein Arbeitgeber (der zweitgrößte vor Ort) sitzt aber ca. 2,5 Kilometer außerhalb. Ich muß also umsteigen, dabei ca. 15 Minuten warten, worauf dann weitere knapp 10 Minuten Fahrt und nochmal 5 Minuten Fußweg folgen.

In der Zeit bin ich schon fast komplett zu Fuß von Daheim in die Arbeit gelatscht - so einen ÖPNV braucht kein Mensch, nichtmal umsonst.

Da tut sich aber auch seit Jahrzehnten rein gar nix dran (außer dass die Busverbindungen Dank Einsatz von Subunternehmen immer unzuverlässiger werden) - von Konzepten oder gar Verbesserungen ist nicht einmal ein Hauch am Horizont zu erkennen.

Ich kann die im Artikel angesprochenen Defizite aus meiner persönlichen Erfahrung heraus also nur vollumfänglich bestätigen. Ebenso wie das Fehlen jeglicher wahrnehmbarer Bestrebung, diese Defizite zu beseitigen.

Jedoch fällt mir ebenso ein Defizit in dem Artikel auf. Grade im Klimasinne wäre interessant zu wissen, wie sich der co2-Ausstoß des Bevölkerungsdrittels in den großen Orten im Vergleich zu dem der anderen zwei Drittel in den klein(er)en Orten verhält. Provokativ gefragt: machen die 33% Großstädter womöglich 75% der Gesamtemissionen, weil sie mit ihren Autos bei laufendem Motor täglich Ewigkeiten in Staus herumstehen? Oder folgt das Emissionsverhältnis dem Einwohnerverhältnis und geht in Richtung zwei Drittel zu einem Drittel?

Ich finde, diese Information wäre grade im gegebenen Kontext für Bewertung und Einordnung der Situation nicht ganz ohne Relevanz.

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