Alterna Tieflos schrieb am 13.12.2021 16:37:
Guter Artikel, harte Realpolitik jenseits des üblichen Demokratie- und Menschenrechtsgewäschs.
Die Osteuropäer werden irgendwann auch noch lernen, dass man vor seiner Geographie nicht davonlaufen kann. Wer als kleines Land ein Nachbar von Russland ist, wird mit Konfrontationspolitik keinen langfristigen Erfolg haben, mit Kooperation und gegenseitigem Respekt aber durchaus.
Sieh das mal bei den baltischen Staaten, Polen und der Ukraine als kollektive posttraumatische Belastungsstörung an.
Würde Russland für die Verbrechen der Sowjetunion Verantwortung übernehmen und sich ehrlich entschuldigen (so wie es Deutschland getan hat), dann würde sich das Verhältnis Russlands zu seinen Nachbarn sicherlich drastisch verbessern.
Aber ohne gezeigte Reue wird der große östliche Nachbar als brutal und übergriffig betrachtet.
Neben der militärischen Unangreifbarkeit hat Russland aber noch ein zweites, gewaltiges As im Ärmel - die immer tiefere Partnerschaft mit China. Noch nie in ihrer gemeinsamen Geschichte hatten diese beiden Mächte so enge, freundschaftliche Beziehungen und so viele überlappende gemeinsame Interessen. Das ist zumindest teilweise Ergebnis der kurzsichtigen Embargopolitik der Europäer, die Russland beinahe gezwungen hat, sich nach Osten zu orientieren.
Russland ist in der Zwischenzeit der Juniorpartner, der außer Land und Rohstoffen nicht viel zu bieten hat. So wie sich hier viele Sorgen über die Konsequenzen muslimischer Zuwanderung machen, machen sich die Russen in Sibirien Gedanken über die zunehmende Migration von Chinesen nach Sibirien.
https://www.dw.com/de/sibirien-unmut-%C3%BCber-chinas-wachsenden-einfluss/av-48084815
Die Chinesen haben Zeit Russland zu unterwandern - und sie haben die kürzeren Wege, sind im Schnitt fleissiger und organisierter als die Russen, haben den größeren Bevölkerungdruck und schaffen sich mit dem Projekt "Neue Seidenstrasse" nicht nur neue wirtschaftliche Chancen, sondern verbessern damit auch die militärischen Transportmöglichkeiten.
IMHO kann die russische Partnerschaft mit China auch irgendwann nach hinten losgehen.
Wie auch immer - gemeinsam sind Russland und China weder militärisch noch ökonomisch ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Hätten wir eine sinnvolle Staatsdoktrin und Außenpolitik, würde sich Deutschland als wirtschaftliches Schwergewicht mit (immer noch) intakten Beziehungen zu beiden Mächten international als Vermittler positionieren.
China ist stark abhängig von Importen und Exporten - die primär über den Seeweg laufen. Und China ist zur Zeit nicht in der Lage weltweit die Seewege zu kontrollieren.