Ich denke nicht, dass Russland primär das Ziel hat in die Ukraine marschieren zu lassen. Das hätte er besser 2014 machen können. Klar bedeutet das, einen enormen Klotz am Bein zu haben. Auch geht es nicht darum, dass die NATO kurzfristig in Russland einmarschiert. Es geht grundsätzlich um eine Blockkonfrontation mit Belarus und dem NATO-Mitglied in spe Ukraine. Die russische Logik ist da wohl die gleiche wie die der USA zu Zeiten der Kubakrise Anfang der 60er. Die Blockführer wollen kein Frontstaat werden, dass der gegnerische Block ihnen auf die Pelle rückt. Deshalb das russische Säbelrasseln. Das könnte bei einer Eskalation dazu führen, dass die Russen doch einmarschieren, man erinnere sich an die Entschlossenheit der USA in der Kubakrise.
Es müsste ein Abkommen geben, welches die Ukraine und Belarus zu Blockfreien erklärt. Inklusive Handelsabkommen unter den 3 Blöcken, was aber schon vor 2014 gescheitert war. Das wäre Entspannungspolitik. Offensichtlich haben daran weder die USA, noch etliche Länder der EU ein Interesse.
Andererseits hat die EU überhaupt kein Interesse an einer Eskalation. Ein Wirtschaftskrieg wäre für die EU noch fataler als für Russland, das ja immerhin China an seiner Seite hätte und so die Sperrung des internationalen Zahlungsverkehrs umgehen könnte. So würde letztlich China profitieren, als gestärkter Player im internationalen Zahlungsverkehr. Den Ausfall von Gas- und Ölimporten kann die EU auch mit den USA nicht kompensieren. Erstaunlich, dass die USA verleugnen, wie wichtig Russland für die Stabilität Europas ist, was ja auch indirekt Stabilität für die USA bedeutet.
Da sich die Welt in einem Transformationsprozess befindet, in dem Öl und Gas immer unwichtiger werden, andere Energieträger werden in Zukunft (so in 10 Jahren) eine wichtigere Rolle spielen, macht ein Russlandboykott für die EU gar keinen Sinn. Zudem gibt es mit der Pandemie und dem Klima zwei fette Probleme, die nur gemeinsam gelöst werden können.
Die sollen sich mal einigen.