Rechen wir es doch mal durch:
Gesamter Energieverbrauch der BRD: 12.000 petaJoule
siehe: [Umweltbundesamt|https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-wirtschaft/industrie/branchenabhaengiger-energieverbrauch-des]
Umgerechnet auf Strom = 3,4 * 10^6 GWh
Da ist alles drin, Privat, Gewerbe, Industrie, Verkehr... sogar Flugzeuge.
Sonneneinstrahlung BRD pro Jahr: im Mittel ~ 1000 kWh/m² = 1000 GWh/km² https://www.solarwatt.de/ratgeber/einstrahlungskarte
Fläche BRD: 357.581 km² https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/flaeche/struktur-der-flaechennutzung
Daraus errechnet sich ganz zwanglos eine Einstrahlung von Solarer Energie von ~ 3,6 * 10^8 GWh auf Gesamtdeutschland - also gut 100 mal soviel, wie wir brauchen.
Da Solarzellen derzeit nur einen Wirkungsgrad von 20% haben, bräuchten wir 5% unserer Fläche, um unseren gesamten Energiebedarf nur mit Solar zu decken (geeignete Speichermöglichkeiten vorrausgesetzt).
Planen wir mit 50% Windenergie (was gleichzeitig die Sache mit den Speichermöglichkeiten relativiert, da Sonne und Wind i.A. komplementär sind), bleiben 2,5% unserer Fläche.
Klingt erst mal viel, aber 2% unserer Fläche sind Dächer https://www.energate-messenger.ch/news/237910/deutschland-nutzt-sein-pv-dachflaechenpotenzial-kaum.
Mit 50% Wind, alle Dächer Solar und ein paar solarer Freifeldanlagen können wir 100% regenerativ ohne Schwierigkeiten schaffen. Ist natürlich ein wirtschaftlicher Kraftakt, aber wir müssen das ja nicht in einem Jahr bauen. Es ist aber eben auch eine Investition, denn wenn erst mal die ganze Energie so erzeugt wird, dürfte die auch um einiges billiger werden. Denn die Sonne scheint umsonst, Wind weht umsonst. Kohle, Gas, Uran sind laufende Kosten zusätzlich.
Was die Speichermöglichkeiten für die vielbeschworene Dunkelflaute angeht: die haben wir bereits.
Derzeit stammen rund 1% unseres gesamten Energieverbrauches aus Biogas (~31.000 GWh in 2023 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/622560/umfrage/stromerzeugung-aus-biogas-in-deutschland/), und das kann man nach Aussage der Biogasproduzenten recht einfach verdoppeln (leider kein Link...). Derzeit wird Biogas unmittelbar nach der Herstellung verstromt - alles andere wäre ja auch grober Unfug. Aber sobald Sonne und Wind dauerhaft die 100%-Marke knacken, kann man das Biogas einfach in die (vorhandenen!) Gasspeicher einleiten und bei Bedarf in den (vorhandenen!) Gaskraftwerken verstromen. Mit 2% aus Biogas könnte man eine ganze Woche totaler Dunkelflaute überbrücken - und total gibt es nicht, irgendwo weht immer ein bischen Wind oder scheint etwas die Sonne. Und die ~19 TWh Strom aus Wasserkraft https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Energie/Erzeugung/Tabellen/bruttostromerzeugung.html verschwinden in der Dunkelflaute ja auch nicht.
Zumal wir ja in einem europäischen Verbund leben, und eine Dunkelflaute flächendeckend in ganz Europa wird niemand ernsthaft erwarten.
Ich denke auch nicht, das die 2% langfristig reichen werden - aber es dürfte uns 10 - 20 Jahre Luft verschaffen, bis die Wasserstoffwirtschaft - in welcher Form auch immer - anläuft.
Natürlich lässt sich nicht alles 1:1 auf Strom umstellen - Flugzeuge sind natürlich ein Extrembeispiel, aber auch Hochöfen etc..
Aber so, wie man Hochöfen von Erdgas auf Wasserstoff umstellen kann, so werden Flugzeuge in 20 Jahren halt einen anderen Treibstoff als Kerosin benutzen. Eher kein Wasserstoff, schwierig zu handeln, aber eine andere, einfach herzustellende Basischemikalie. Methanol beispielsweise. Experimente in der Richtung gibt es ja schon, ebenso wie Batteriebetriebene (Kurzstrecken-) Flugzeuge.
Derzeit liegt der Energieverbauch des Flugverkehrs bei 9% unseres Gesamtverbrauchs https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/endenergieverbrauch-energieeffizienz-des-verkehrs.
Ich habe schon beim LKW (Fern-)Verkehr meine Zweifel. Belieferung von Filialen aus Lagern dürfte sich mit Batteriebetriebenen LKWs machen lassen - aber 30t Paprika aus der Türkei nach Deutschland karren? Eher nicht...
Aber das sind alles Dinge, die wir noch 10 - 20 Jahre vor uns herschieben können, zuerst sollte man an den Sachen arbeiten, die bereit heute problemlos und halbwegs günstig lösbar sind - Heizungen (Wärmepumpen) und PKWs (BEV). Erfahrungsgemäß sind bei solchen Mega-Projekten eh die letzten 10% immer die schwersten.
Ich persönlich habe auch meine Zweifel daran, das wir die 100% schaffen - aber wenn es "nur" 90 - 95% sind, haben wir doch schon viel gewonnen. Und wenn es nur Zeit für unsere Nachkommen ist, bessere Lösungen zu finden.
Aber das wird alles nichts, wenn immer neue Argumente dagegen gebracht werden und immer mit dem Finger auf andere gezeigt wird.
Einfach anfangen - um die schwierigen Fälle kümmern wir uns, wenn alles andere läuft. Bis dahin werden die klugen Köpfe auch völlig neue Ideen haben.