Chris Lock schrieb am 18.10.2024 11:07:
Bis heute gibt es noch keine rentable Herstellung von Wasserstoff aus Wasser in großem Maßstab. Was es bisher gibt, sind jede Menge großer Visionen und kleine Versuchseinrichtungen, welche mit viel staatlicher Finanzierung nach Lösungen suchen.
Nur einmal einige Grundgedanken, welche zeigen, warum Wasserstoff aus Wasser (statt aus Erdgas o.ä.) nicht rentabel sein kann:
1.
Um Wasser in H2 und O zu spalten muss mindestens die Energie eingesetzt werden, welche bei der Reaktion von H2 und O zu Wasser freigesetzt wurde. Jeder weiß, dass die Zündung "Knallgas" eine sehr heftige Reaktion ist. Man muss also schon erhebliche Energie aufwenden, um den Wasserstoff überhaupt zu gewinnen.
Moderne Elektrolyseure haben Wirkungsgrade von 60%, also geben 5 KWh Strom 3 KWh Wasserstoff.
'Erheblich' ist anders. Insbesondere wenn man die E-Fuel Apologeten betrachtet die Konversionsverluste von 70-80% bei Verbrennerautos als vollkommen akzeptabel betrachten.
Die Idee ist, Sonnenenergie über Spiegel zum kummulieren und zur Spaltung von Wasser zu verwenden. In Deutschland gibt es dafür weder ausreichend Sonne, noch die Flächen.
Doch, gäbe es, wäre aber teurer als es in Wüstengebieten zu machen.
2.
Transportwege über zehntausende von km, gleich ob aus Namibia oder Australien, sind wahnsinnig teuer und die Wege politisch sehr gefährdet. Unabhängigkeit sehe ich da nicht.
Unabhängigkeit ist auch kein primäres Ziel. Hat beim Erdöl bisher auch keinen gestört.
Um das Gas flüssig zu halten, muss auf ca. 80 Grad minus kühl gehalten werden.
Es gibt auch andere Möglichkeiten. Metallhydridspeicher, Methan, E-Fuel um nur ein paar zu nennen.
3.
Das als Ammoniak o.a. verflüssigte Gas muss in Deutschland wieder gespalten werden, um den Wasserstoff freizusetzen. Dafür muss erneut großindustriell Energie investiert werden.
Nur wenn man den Wasserstoff in Reinform braucht. Man kann auch das benötigte Produkt gleich herstellen und das transportieren.
4.
Um das Wasser z.B. mit Sonnenenergie zu spalten, wird hochreines Destilat benötigt. Wo soll das in Australien oder Namibia - oder wo sonst die Sonne heftig scheint - herkommen. Alleine die Entsalzung von Meerwasser wäre irre teuer.
Die Entsalzung von Meerwasser kostet etwa 0,50€ pro Kubikmeter, das ist NICHT irre teuer.
Die Anlagen in Namibia sind in der Namib geplant, das ist eine _Küsten_wüste.
Ansonsten ist eine Hochspannungsleitung von der Wüste an eine Küste auch kein Hexenwerk.
Fazit:
Energie für die Entsalzung + Energie für die Spaltung des Wassers + Energie für die Umformung in Ammoniak o.ä. + Energie für extreme Kühlung und Transport über riesige Strecken + Energie zur Zerlegung von Ammoniak >>> Da wird mehr Energie reingesteckt, als dann am Ende rauskommt.
Ja, ist immer so. Der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik lässt grüßen.
Wenn wir in Deutschland einmal Energiepreise haben sollten, damit Wasserstoff aus der Ferne sich rechnet, ist Deutschland längst pleite und benötigt den Wasserstoff nicht mehr.
Ah, der Weltuntergang droht. Na klar.