D.A.Dahl schrieb am 28.05.2023 09:49:
Ich finde gut dass Sie Zahlen raussuchen und damit argumentieren.
Installierte Leistung Braun+Steinkohle sehe ich 36 GW (transparency.entsoe.eu - generation - installed capacity 2023). Zur Bestimmung der % Auslastung muss man Nichtbeanspruchbarkeiten und Nichtverfügbarkeiten von der Installierten Kapazität subtrahieren.
Danke
Die Differenzen kommen halt aus unterschiedlichen Quellen zustande. Electricity Maps* gibt für Deutschland 37,9 GW Kapazität Kohle und 32,1 GW Gas an.
*https://app.electricitymaps.com/zone/IE?lang=de
Die Argumente bleiben gleich, auch mit korrigierten Zahlen.
Der Punkt ist: Die Bedeutung von Kraftwerken ist kaum erkennbar, wenn man sich Monatsmittelwerte anguckt. Die Leistung in jeder Minute als Beitrag zur Lastdeckung ist das was zählt.
Bitte schauen Sie sich den 20.01.2023 von 8:00 bis 8:15 an. Die auf 15 min gemittelten Erzeugungsleistungen per production type in GW sind:
Steinkohle: 14,6 (18,1)
Braunkohle: 14,3 (17,7)
Erdgas: 12,7 (31,9)
Pumpspeicher: 6,9 (9,3)
Biomasse: 5,0 (8,5)
Wind on und offshore: 4,0 (63,6)
Nuclear: 2,6 (4,1)
... plus diverse kleine Beiträge.
Dahinter in Klammer die installierte Kapazität in GW Stichtag 01.01.2023.
Gesamtlast war 66,4 GW.Aus den Zahlen kann jeder abschätzen, inwiefern Windkraft zwei KKWs ersetzen kann.
Bzw wie der Rückbau von KKWs in solchen Stunden zukünftig kompensiert wird.Zur Einordnung: Ich halte die politische Entscheidung des Ausstiegs aus Kernkraft für konsequent und richtig unter den gegebenen politischen Umständen.
Ansich ist natürlich relevant dass zu jedem Zeitpunkt genügend Strom im Netz vorhanden ist, auch wenn die EE nicht liefern. Mit den Angaben sind wir bei 76,2 GW Strom die Kohle+Gas+Biomasse liefern können. Wenn wir noch die 4,9GW Laufwasser dazu nehmen kommen wir somit auf 81,1 GW Leistung die wir jederzeit abrufen können, selbst wenn PV und Wind komplett ausfallen würden und kein Nachbarland uns Strom verkaufen wollen würde.
Damit ist genug Kapazität da um den Bedarf zu jedem Zeitpunkt zu decken.
Also wenn wir uns die 15 Minuten die Sie gepostet haben anschauen, dann sehen wir ja das Kohle zwar massiv ausgelastet war, aber selbst zu dem Zeitpunkt hätten die Kohlekraftwerke noch die 2,6 GW der AKWs mitleisten können (und die Gaskraftwerke sowieso). Also selbst in dem Beispiel sind ja noch über 20GW Puffer an konventionellen Kraftwerken da.
Das Originalargument war aber ja nicht das es zu Stromausfällen kommen wird weil die Kapazität zu knapp ist, sondern das die Kohlekraftwerke "im Winter konstant auf Anschlag" laufen werden weil jetzt kein Atomstrom mehr da ist und EE im Winter nichts liefert.
Von daher hab ich hier für die Argumentation tatsächlich auf den Durchschnitt vom ganzen Monat geschaut und als Monat den schlechtersten Monat gewählt um zu zeigen das vielleicht zu einzelnen Zeitpunkten eventuell Kohle viel gelaufen ist, aber "den ganzen Winter auf Anschlag" definitiv nicht (und damit wohl auch nächstes Jahr nicht auf Anschlag laufen wird).