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  • Londonman

219 Beiträge seit 11.04.2018

Kein Gewinner und kein Verlierer

Jetzt liegen auch die letzten Ergebnisse vor und es gibt keine richtigen Gewinner unter den großen Parteien.
Die Tories haben weniger verloren als befürchtet und sind stark im ländlichen Raum und in den Kleinstädten, es ist wahrscheinlich das ein Teil ehemaliger UKIP-Wähler zu ihnen gewandert sind. Der Windrush-Skandal der zum Rücktritt der Innenministerin geführt hat scheint bei diesen Wählern keine große Wirkung hinterlassen zu haben.

Labour stabilisiert sich in den Goßstädten, kann sich aber auch nicht überall durchsetzen. In London ist es nicht gelungen die Konservative in Westminster oder Kensington und Chelsea abzulösen. In Barnet das vorher keine klare Mehrheit hatte, hat Labour deutlich verloren, wahrscheinlich das die antisemitischen Äußerungen mehrerer Labourkandidaten und die verhaltene Reaktion der Parteiführung viele jüdische Wähler dort abgeschreckt hat.

Dort wo UKIP angetreten ist hat sie verloren, von den ehemals 60 Sitzen hält sie bei dieser Wahl nur noch drei. Die Partei ist an einer Pleite nur knapp vorbei geschrammt und hat mittlerweile den vierten Vorsitzenden in vier Jahren der aber auch nicht begeistern kann. Mit dem Brexit hat sich auch ihr eigentliches Thema verloren und hat bisher auch kein neues gefunden das in der Öffentlichkeit akzeptiert wird.

Die eigentlichen Gewinner, wen auch niedrigen Niveau sind die Liberaldemokraten die die Kontrolle in 4 Councils zurückgewinnen konnten, darunter Kingston und Richmond das sie bei den letzten Wahlen an die Tories verloren hatten. Beide Gegenden haben gegen den Brexit gestimmt und die LibDems sind die einzige Partei die sich klar gegen den Brexit ausspricht.

Kleinere Parteien wie z.B. die Yorkshire Party haben eine Achtungserfolg erzielt der sich aber aufgrund des Mehrheitswahlrechtes nicht in Mandate umsetzen lässt.

Wie geht es weiter: Es wird sich nicht viel ändern!
Die Konservativen werden sich wieder mit sich selber beschäftigen, Die nächsten Skandale im Gesundheitsdienst sind schon wieder am hochkochen und es ist fraglich wie lange Minister Jeremy Hunt sich noch halten kann, gerade auch weil er es "vergessen" hat seinen Anteil an einer Immobilienfirma anzugeben.
Thersa May wird es aber nicht leicht haben in zu ersetzten, Hunt is erklärter Brexiter und seine Ablösung würde das fragile Gleichgewicht im Kabinett stören und ihre Gegner aus beiden Brexitlagern wieder aus der Deckung locken.Politisch wird sich die Partei wieder nach rechts bewegen und die ehemaligen UKIP Wähler auffangen.

Jeremy Corbyn scheint zufrieden zu sein, hat aber das Problem das Labour die traditionelle Arbeiterklasse verliert, zuerst an UKIP jetzt an die Tories.
Aufgrund des Wahlrechtes ist es fraglich ob diese Verluste gerade außerhalb der Städte durch den hohen Anteil von städtischen Mittelklassenwählern aufgefangen werden können. Diese städtische Mittelschicht reagiert aber empfindlich auf die antisemitisch Tendenzen in Teilen von Labour wie die Verluste in Barnet zeigten.

Auch wenn Tories und Labour bei Umfragen ungefähr den gleichen Stimmenanteil haben sagen die letzten Prognosen eine leichte relative Mehrheit für die Konservativen voraus, die aber wieder nicht für eine Alleinregierung reicht.

In den nächsten Monaten wird sich entscheiden wie es nach dem Brexit weitergeht. Bisher scheint es keinen richtigen Plan zu geben und auch Vorbereitungen für einen harten Brexit sind nicht zu sehen. Es bleibt also interessant.

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