Die Zerstörung der Nordstream Pipelines sind der wertmäßig größte Terroranschlag der Geschichte, zwischen 10 und 20 Mrd. Investitionsvolumen wurden dabei auf einen Schlag vernichtet. Es wurde kritische europäische Infrastruktur auf eine Art zerstört, die einem kriegerischen Akt gleichkommt. In normalen Zeiten müsste ein Verbrechen dieser Dimension Tag für Tag die Headlines unserer Medien dominieren, solange, bis es aufgeklärt ist. Reporter müssten Politikern und Ermittlungsbeamten tagtäglich ein mediales Höllenfeuer bereiten, um den Druck für eine schnellstmögliche Aufklärung so hoch wie möglich zu halten.
Doch was wir erleben, kommt fast dem Schweigen im Walde gleich. Alleine diese Tatsache ist doch mehr als verräterisch. Gäbe es auch nur die kleinsten Indizien, dass Putin der Auftraggeber dieses Verbrechens wäre, dann hätten wir das mediale Höllenfeuer auch. Aber da gibt es gar keine, denn dass russische Schiffe in der Ostsee herumfahren, zu dessen Anrainern Russland zählt, ist eine völlig normale tagtägliche Routineangelegenheit.
In meinen Augen machen sich alle Journalisten, die nicht jede plausible Möglichkeit einer Täterschaft in Betracht ziehen, mit schuldig. Es ist dem journalistischen Ehrenkodex geschuldet, ergebnisoffen zu sein und nicht vor bestimmten Möglichkeiten die Augen zu verschließen. Agiert man als Journalist nicht so, ist man parteiisch und Teil einer Agenda.
Es gab einmal Zeiten, als plausible, gut recherchierte Berichte eines Seymour Hersh ohne zu zögern von den meisten Medien aufgegriffen und als Arbeitshypothese verwendet wurden, solange, bis sich der Wahrheitsgehalt dann auch tatsächlich herausstellte. Dabei wurde von den Medien Tag für Tag Druck, zumeist auf die US-Regierung aufgebaut.
Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Was ist passiert? Die meisten Medien sind heute in den Händen weniger mächtiger Konzerne oder von Einzelpersonen wie Murdoch, Bezos oder Musk. Offenbar wird von diesen ein Kartell des Schweigens im Sinne der US-amerikanischen Perspektive auf die transatlantische "Freundschaft" befohlen.
Wobei durch diesen Akt und den medialen und regierungsseitigen Umgang damit genau diese "Freundschaft" auf dem Spiel steht. Denn wenn ein Freund solche Dinge tut, dann ist er nicht dein Freund.
Die Vorgeschichte zur Nordstream-Zerstörung ist lang, schon unter Reagan gab es Opposition zu den europäisch-russischen Gasgeschäften, Anthony Blinken schrieb dazu 1987 sein einziges Buch mit dem Titel "Ally Versus Ally: America, Europe, and the Siberian Pipeline Crisis." Und genau dieser Blinken ist jetzt zufällig US-Außenminister...
Unter Obama und Trump erließ der US-Kongress die "PEESA-Gesetze", die Europa auf eine freche und kolonialistische Art ihre Energiepolitik vorschreiben wollen. Deutschland wurde unter Druck gesetzt, gegen an der Errichtung von NS 2 beteiligte Firmen wurden Sanktionen erlassen, sodass die Pipeline nur mehr von russischen Auftragnehmern fertiggestellt werden konnte.
Aufgrund dieser jahrzehntelangen Vorgeschichte ist ja eine Zerstörung der Pipelines durch die USA nur folgerichtig und hätte für die ausführenden Organe zumindest in den USA selbst wohl gar keine Konsequenzen.
Umso schlimmere Konsequenzen könnte es aber haben, sollte diese Geschichte herauskommen, denn sie könnte das Ende der "transatlantischen Freundschaft" bedeuten. Europa würde endlich sein Vasallentum abschütteln und die europäische Politik endlich Politik für die Europäer machen und nicht für die Mächtigen in den USA.
Ohnehin zeichnet sich am Horizont das Ende des US-amerikanischen Hegemonialzeitalters ab. Die USA sind hochverschuldet und mit dem Ende des Erdölzeitalters, das schon sehr nahe ist, wenn man sich ansieht, was in China gerade in Sachen Elektromobilität passiert und was angesichts der globalen Klimakrise auch unabdingbar ist, wird auch ihre Vorherrschaft enden.