kid1212 schrieb am 10.08.2023 17:27:
An Beispielen und Vergleichen nachweisen können
"Aber nein, Herr Höcke fordert, dass die Schulen "befreit" werden müssen und löst damit bei den Rezipienten eine ganze Kette an Nazi-Assoziatonen aus."
Zumindest würde ich interpretieren, er will vom Ballast des Ideologieprojektes "befreien".
Hier sehe ich dann keinerlei Parallelen zum Nazisprech, für den Höcke sicher allgemein bekannt ist.
Man muss bei ihm hinsichtlich Interpretationen und Wortassoziieringen schon aufpassen. Nur wenn man dann bei Allem gleich die Nazikeule schwingt, erhält er damit die Aufmerksamkeit, die eigentlich gar nicht angebracht ist.
Schlimm ist, das ausgerechnet der Höcke dieses Thema auf die Tagesordnung setzt. Ein Thema, das aus unerfindlichen Gründen in der Zivilgesellschaft zwar massiv problematisch wahrgenommen, aber scheinbar nicht diskutiert wird.
Grundsätzlich haben Sie einen guten Punkt und ich möchte Ihnen im Grundsatz nicht widersprechen.
Als jemand mit einem feinen Näschen für sprachliche Nuancen, komme ich aber nicht umhin, Wirkungen und Assoziationen zu benennen, wenn sie mir auffallen und wenn ich sie als problematisch erlebe.
Höckes Wort befreien ist in diesem Falle einfach die eine Spur zu sehr verbunden mit Unfreiwilligkeit, Unwillen, mit Zwang, mit Last, mit Bürde. Und das alles steht nun mal in einem Kontext mit Menschen! Daraus entsteht ein konnotative kontextuelle Nähe: da sind Menschen und wegen denen müssen andere, leistungsfähigkere, irgendwie leiden und erfahren Nachteile. Das ist der Subtext.
Und ja, dieser Subtext ergibt sich auch, vielleicht auch vor allem, deswegen, weil man die sozialdarwinistischen Positionen von Rechtsradikalen sehr gut kennt und sich dieser Bedeutungszusammenhang auch erst im Wissen um diese Grundhaltungen wirklich aufdrängt.