Jetzt is auch mal gut, oder?

Ich gebe ja zu:

Mit 10 Jahren befürchtete ich, nach einem Händeschütteln mit dem Falschen an AIDS zu erkranken.

Als ich 15 war, hat mich "The Stand" sehr beeindruckt und ich recherchierte mit mulmigem Gefühl, wie weit das nächste Biowaffenlabor wohl entfernt wäre.

Fünf Jahre später hatte ich irgendwie auch Angst davor, mit so einem Anthraxbrief beglückt zu werden.

Weitere fünf Jahre später war ich froh, dass mir meine Mutter angesichts der "aggressiv grassierenden" asiatischen Vogelgrippe Tamiflu ins Reisegepäck steckte (als Apothekerin saß sie ja glücklicherweise direkt an der Quelle des begehrten Zeugs).

Vier Jahre später brachte ich der offiziellen Charakterisierung der Schweinegrippe aus irgendeinem Grund bereits leichtes Misstrauen entgegen.
Im gleichen Jahr ließ ich mich allerdings zuletzt überhastet gegen Tetanus impfen, weil ich mir eine Wunde zuzog, von der ich annahm, sie würde mich sonst innerhalb der nächsten Tage eines Erstickungstodes sterben lassen ... Hm, does that ring any bell?

Als ich dann feststellte, dass ich auch alle weiteren saisonalen Grippeviren impfungsfrei überlebt hatte, dafür aber unter anderem durch akkumulierte Gaben von Antibiotika und Hormonpräparaten und einen weniger als optimalen Lebensstil ganz andere gesundheitliche Probleme Einzug erhielten, verschoben sich plötzlich gänzlich die Prioritäten und damit das Denken.

Aber es gibt wohl immer noch genug Menschen, die diesen Weg noch nicht zuende gegangen sind, oder die sich auf ihm bis an ihr Lebensende auch nie wirklich fortbewegen.
Nur so kann ich mir erklären, dass man noch immer damit weitermacht, uns übliche Bestandteile der Biosphäre als fürchtenswerte Neuheiten zu verkaufen.
Die Frequenz, mit der das in den letzten Monaten geschieht, ist allerdings beeindruckend und könnte dann doch einige Denkprozesse in Gang setzen, sogar bei Menschen, die sonst eher wenig zweifeln. Wer weiß ...