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  • BrokenLinks

mehr als 1000 Beiträge seit 26.03.2010

Re: Ich fasse es nicht...


> Das heißt doch nicht, dass man das nicht erforschen könnte. In
> Physik, Chemie und Biologie und vielen anderen Feldern findet aktive
> Forschung statt, das steht doch nicht still. 


Dass man daran forschen kann, ist ja trivialeweise wahr. Die Frage
ist, wie die Chancen stehen, dadurch die der Natur, insbesondere dem
Leben, zugrundliegenden Gesetzmäßigkeiten und Prinzpien zu verstehen.
Um mal eine Analogie zu verwenden: Aus der Tatsache, dass wir
Menschen zum Mond fliegen können, folgt nicht, dass wir auch eine
andere oder gar jede beliebige Galaxie erreichen können, obwohl
beides qualitativ das gleiche erfordert, nämlich Fortbewegung im
leeren Raum.


> Genau das untermauert meine Aussage. Dieses 100 Jahre alte
> Grundlagenwissen ist nicht einfach vom Himmel gefallen. Das baut auf
> noch älteren wissenschaftlichen Theorien, Experimenten und
> mathematischen Formalismen auf.

Natürlich, aber so ist das im Leben oft. Wenn man ein neues Gebiet
betritt, dann gibt es erst einmal große Fortschritte bis man an die
Grenzen seiner Fähigkeiten kommt - und dann ist Schluss. Natürlich
kann man sich Hilfsmittel schaffen, die die Grenzen verschieben, aber
dass das endlos geht ist ein Wahn. siehe oben.  

Ich verstehe diese Selbstüberschätzung nicht. Jeder sieht sofort ein,
dass ein Hund keine Quantenphysik verstehen wird. Wie wahrscheinlich
ist es, dass die kognitiven Fähigkeiten des Menschen unbegrenzt sind?


> > Das was
> > Apple oder Intel macht ist keine Grundlagenwissenschaft. 

> Man kann sich darüber streiten, ob man das für Intel so pauschal
> sagen kann, aber unabhängig davon: Deswegen ist das nicht weniger
> wichtig für unseren Alltag.


Das habe ich ja nicht gesagt, obwohl die Vergangenheit zeigt, dass es
auch ohne geht und zwar umweltverträglicher und nachhaltiger. Wir
haben uns teilweise von Dingen abhängig gemacht, die nur begrenzt zur
Verfügung stehen. 


> > > Darum sieht er
> > > auch nicht, wie einfach und ungefährlich das Leben prinzipiell in den
> > > letzten Jahrtausenden, speziell in den letzen Jahrhunderten
> > > geworden ist. 


Das genau bezweifle ich. Individuell mag das vielleicht für eine
privilegierte Minderheit noch gelten, aber es gibt auch Unzählige -
die Mehrheit -, deren Lebensgrundlagen, Kultur, Umwelt und Würde wir
dabei komplett zerstört haben. Beispiele sind Aluminiumgewinnung,
Ölförderung, Goldgewinnung.  

Tatsächlich war die Gefahr, dass wir die Lebensgrundlagen von
Milliarden Menschen endgültig zerstören noch nie so groß wie heute.
Genau das sagt doch der Artikel. 

> > Welchen Schlag denn? Dass Sie mich nicht verstehen, kann viele
> > Ursachen haben. 

> Wie kannst du ob des großen Wissens, das wir aus der Erforschung
> gewonnen haben, das du hier direkt vor deiner Nase einsetzt um diesen
> Beitrag zu lesen, behaupten, wir könnten die Natur nicht erforschen?

Es geht dabei um das Verhältnis von Erforschtem zu Nichterforschtem.
Wenn wir allein das Universum ansehen, dann kennen wir davon nur
einen winzigen Bruchteil. Jetzt kann man ja sagen, wir kennen
wenigstens die Gesetzmäßigkeiten, aber auch das ist fraglich (siehe
den "Anfang" in der Big Bang-Theorie). 

Noch viel ahnungsloser sind wir im Zusammenhang mit biologischen
Prozessen, die dem Leben auf der Erde zugrunde liegen. Wie sich ein
kompletter Organismus aus einer einzelnen Zelle durch Zellteilung
nach einem darin enthaltenen Bauplan selbstständig entfaltet, dabei
eine komplexe geometrische Anordnung funktionaler Einheiten aufbau,
die in jedem Zwischenstadium voll funktionsfähig bleiben und die
weitere Ausdifferenzierung steuern, versteht bisher keiner. Wie dann
aber daraus auch noch Bewusstsein, Empfindung, oder gar Sprache und
mathematische Fähigkeiten, entstehen erst recht nicht. Natürlich gibt
es dazu schon immer Überlegungen, weil das Ergebnis ja offensichtlich
ist. Und diese Forschung hat auch Fortschritte erbracht, wie z.B. die
Genetik. Ob aber das Wesen dieser Prozesse je verstanden wird, ist
wieder fraglich (siehe oben). Welche prinzipielle Struktur soll denn
beispielsweise die Antwort auf die Frage "wie entsteht Bewusstsein?"
aufweisen? Genügt es da "als Erklärung", physikalische bzw.
physiologische Voraussetzugen dafür anzugeben?

Das mal prinzipiell. Im Zusammenhang mit der im Artikel
angesprochenen Fragen geht es aber vor allem  darum, ob wir die
komplexen Interaktion natürlicher Prozesse, in die wir eingreifen,
ausreichend verstehen. Das ist wie mit Medikamenten. Einzeln kann man
vielleicht noch vorhersagen, was da passiert. Je mehr man davon
gleichzeitig nimmt, desto komplexer und undurchschaubarer werden
allerdings mögliche Wechselwirkungen. Deshalb wird in der Medizin die
Dosis bei Mehrfachmedikation auch schrittweise gesteigert, auf
mögliche unerwünschte Wirkungen geachtet und ggf. das Medikament
ausgetaucht bzw. abgesetzt.

In der globalen Wirtschaft gehen wir nicht so sorgfältig vor - mit
den bekannten Folgen. 

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