Das ist schon ein bisschen lustig: nachdem hier seit Kriegsbeginn das Hohelied des großen Vorsitzenden Orban gesungen wurde, der sein Land weise aus dem Konflikt mit dem übermächtigen Russland heraushält und, viel schlauer ist als die dämliche EU, sein Volk weiter in den Genuss von billigem russischen Öl und Gas kommen lässt, ist jetzt natürlich die EU schuld, wenn die Ukraine (wenig überraschend) Russland nicht mehr beim Geldverdienen unterstützen mag.
Noch kurz vorher hat man sich darüber lustig gemacht, dass der Westen es nicht schafft, seine Sanktionen im Energiebereich so dicht zu kriegen, dass sie Russland wirklich weh tun.
War vielleicht doch nicht ganz so weitsichtig. Die Ukraine hat nie etwas anderes gesagt, als dass sie keine neuen Transitverträge mit Russland mehr abschließen wird. Aber Orban hat darauf gewettet, dass die Ukraine schon längst nicht mehr existiert, wenn die Verträge auslaufen. Und nun ist der Jammer groß, weil Ungarn nichts getan hat, um seine extreme Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu vermindern.
PS: Orban hat nicht einfach "andere Staaten besucht", sondern er ist dort als EU-Ratspräsident aufgetreten, ohne sich mit den anderen abzustimmen. Und das gilt zurecht als selbstherrlicher, schlechter Stil, weil der Rat nach dem Konsensprinzip arbeitet und Orban die Ratspräsidentschaft nicht durch eine Abstimmung, sondern gemäß eines per Geschäftsordnung festgelegten Turnus bekommen hat. Er hat kein Mandat, eine Nebenaußenpolitik im Namen der EU zu führen.