Thanil.Bernetar schrieb am 3. Mai 2002 16:32
Herzchen,
> Selten habe ich so einen Blödsinn gelesen.
Leider schon viel zu oft habe ich shon in diesem Forum so
unqualifiziert Beiträge wie den Deinen vernommen.
> Du bist ja wohl geistig im
> Mittelalter verblieben. "Ursachenforschung bringt nichts" - erzähl
> das mal einem Wissenschaftler.
Herzchen, ich kann Dir gerne mein Studienabschlußzeignis zeigen, wenn
es Dir drauf ankommt. "Wissenschaftler haben festgestellt..." - das
kann ich auch.
> "Das liegt in der Natur der Sache (und
> des Menschseins)."
So ist es. Jeder Soziologe kann Dir bestätigen (falls Du das
brauchst), daß Gewalt als solche zwischen Menschen *unvermeidbar*
ist, da es stets von der Gewaltdefinition abhängt, was Menschen als
solche empfinden. Was ist Gewalt? Jemanden zu erschießen? Jemanden zu
schlagen? Jemanden zu mobben und psychisch fertigzumachen?
Gewalttätige Bilder anzuschauen? An Gewalt zu denken? Je nachdem, wie
eine Gesellschaft Gewalt definiert, kann diese sanktioniert werden.
Wenn ich mich recht erinnere, war es Durkheim, der(nicht
wortwörtlich)sagte: Je weiter das Verständnis einer sozialen
Abweichung gefaßt wird, desto eher werden Abweichungen auch
sanktioniert. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem die
Individuen handlungsunfähig werden, weil jede nur denkbare Handlung
als Abweichung definiert wird. Soviel zur (wissenschaftlichen)
Theorie.
Nun zur Praxis:
Geht es nach unseren Herren Politikern und Medien wie der FAZ, dem
Spiegel oder anderen "Meinungsmachern", dann ist das bloße Denken an
gewalttätige Handlungen wohl auch bald als Gewalt anzusehen (siehe
z.B. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,194632,00.html).
Die Diskussionen, die zur Zeit geführt werden, widern mich an, weil
versucht wird, *einzelne Faktoren* für ein singuläres Ereignis
festmachen zu wollen, was - wie ich in meinem vorigen Posting bereits
(provokanterweise) andeutete - schlicht unmöglich ist. Es waren nicht
*die Schule* oder *die Eltern* oder *die Schützenvereine* oder *die
Computerspiele*, sondern ein höchst komplexes Individuum, das die Tat
verübt hat.
Vielleicht hat ihn seine Mutter zu früh abgestillt, oder ein anderes
Kind ihn im Kindergarten geärgert, vielleicht hat er eine unbemerkte
Stoffwechselstörung im Gehirn gehabt oder einfach nur einen
Sonnenstich als er 10 war, vielleicht war es die 6 in Englisch,
vielleicht die 4 in Sozialkunde... Du wirst *nie* einzelne Ursachen
herausfinden, die *in ihrer Verkettung* zu dem ganz einzigartigen
Individuum geführt haben, das schließlich *an einem ganz bestimmten
Punkt seines Lebens* seine Pumpgun und seine Pistole nahm und damit
den ersten Schuß abgab.
Und genau aus diesem Grund lassen sich solche Taten nicht verhindern:
Jeder Mensch ist einmalig und jeder trifft jeden Augenblick seine
ganz eigenen Entscheidungen. Mal zum Wohl, mal zum Schaden anderer.
Aber da Du niemandem ins Hirn gucken kannst und niemals alle Ursachen
für die Bildung einer Persönlichkeit kennst, wirst Du niemals wissen
können, ob Dir nicht morgen an der Bushaltestelle jemand sein Messer
in den Rücken steckt oder Dich nur nach dem Weg fragt.
Was Du tun kannst: Dich *selbst* fragen, inwieweit Du Aggression und
Gewalttätigkeit in Dir pürst, und wie Du damit umgehst. Bist Du
höflich und vor allem respektvoll zu Deinen Mitmenschen (jetzt mal
rein hypothetisch), dann kannst Du zumindest *hoffen*, daß sie es
auch zu Dir sind. Bist Du patzig, aggressiv und beleidigend, dann
besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, daß sie es auch zu Dir
sind. Es liegt also in Deiner Hand, wieviel Aggression und Gewalt in
der Gesellschaft herrschen, die Dich umgibt. *Mehr* kannst *Du
selbst* nicht tun.
Auf "die Gesellschaft" oder "die Politik" oder "das Schulwesen" zu
verweisen ist vollkommen sinnlos, solange Du nicht selbst bei dir
anfängst, etwas zu ändern.
Den Rest von Deinen Äußerungen habe ich mal gelöscht, weil ich denke,
daß sie genau die Art von Aggressivität zeigen, die ich (und
wahrscheinlich die meisten der Mitdiskutierenden) ablehnen. Deshalb
gehe ich da auch nicht weiter drauf ein.
Ein langes und einsichtsvolles Leben wünscht
Fenchurch.
Herzchen,
> Selten habe ich so einen Blödsinn gelesen.
Leider schon viel zu oft habe ich shon in diesem Forum so
unqualifiziert Beiträge wie den Deinen vernommen.
> Du bist ja wohl geistig im
> Mittelalter verblieben. "Ursachenforschung bringt nichts" - erzähl
> das mal einem Wissenschaftler.
Herzchen, ich kann Dir gerne mein Studienabschlußzeignis zeigen, wenn
es Dir drauf ankommt. "Wissenschaftler haben festgestellt..." - das
kann ich auch.
> "Das liegt in der Natur der Sache (und
> des Menschseins)."
So ist es. Jeder Soziologe kann Dir bestätigen (falls Du das
brauchst), daß Gewalt als solche zwischen Menschen *unvermeidbar*
ist, da es stets von der Gewaltdefinition abhängt, was Menschen als
solche empfinden. Was ist Gewalt? Jemanden zu erschießen? Jemanden zu
schlagen? Jemanden zu mobben und psychisch fertigzumachen?
Gewalttätige Bilder anzuschauen? An Gewalt zu denken? Je nachdem, wie
eine Gesellschaft Gewalt definiert, kann diese sanktioniert werden.
Wenn ich mich recht erinnere, war es Durkheim, der(nicht
wortwörtlich)sagte: Je weiter das Verständnis einer sozialen
Abweichung gefaßt wird, desto eher werden Abweichungen auch
sanktioniert. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem die
Individuen handlungsunfähig werden, weil jede nur denkbare Handlung
als Abweichung definiert wird. Soviel zur (wissenschaftlichen)
Theorie.
Nun zur Praxis:
Geht es nach unseren Herren Politikern und Medien wie der FAZ, dem
Spiegel oder anderen "Meinungsmachern", dann ist das bloße Denken an
gewalttätige Handlungen wohl auch bald als Gewalt anzusehen (siehe
z.B. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,194632,00.html).
Die Diskussionen, die zur Zeit geführt werden, widern mich an, weil
versucht wird, *einzelne Faktoren* für ein singuläres Ereignis
festmachen zu wollen, was - wie ich in meinem vorigen Posting bereits
(provokanterweise) andeutete - schlicht unmöglich ist. Es waren nicht
*die Schule* oder *die Eltern* oder *die Schützenvereine* oder *die
Computerspiele*, sondern ein höchst komplexes Individuum, das die Tat
verübt hat.
Vielleicht hat ihn seine Mutter zu früh abgestillt, oder ein anderes
Kind ihn im Kindergarten geärgert, vielleicht hat er eine unbemerkte
Stoffwechselstörung im Gehirn gehabt oder einfach nur einen
Sonnenstich als er 10 war, vielleicht war es die 6 in Englisch,
vielleicht die 4 in Sozialkunde... Du wirst *nie* einzelne Ursachen
herausfinden, die *in ihrer Verkettung* zu dem ganz einzigartigen
Individuum geführt haben, das schließlich *an einem ganz bestimmten
Punkt seines Lebens* seine Pumpgun und seine Pistole nahm und damit
den ersten Schuß abgab.
Und genau aus diesem Grund lassen sich solche Taten nicht verhindern:
Jeder Mensch ist einmalig und jeder trifft jeden Augenblick seine
ganz eigenen Entscheidungen. Mal zum Wohl, mal zum Schaden anderer.
Aber da Du niemandem ins Hirn gucken kannst und niemals alle Ursachen
für die Bildung einer Persönlichkeit kennst, wirst Du niemals wissen
können, ob Dir nicht morgen an der Bushaltestelle jemand sein Messer
in den Rücken steckt oder Dich nur nach dem Weg fragt.
Was Du tun kannst: Dich *selbst* fragen, inwieweit Du Aggression und
Gewalttätigkeit in Dir pürst, und wie Du damit umgehst. Bist Du
höflich und vor allem respektvoll zu Deinen Mitmenschen (jetzt mal
rein hypothetisch), dann kannst Du zumindest *hoffen*, daß sie es
auch zu Dir sind. Bist Du patzig, aggressiv und beleidigend, dann
besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, daß sie es auch zu Dir
sind. Es liegt also in Deiner Hand, wieviel Aggression und Gewalt in
der Gesellschaft herrschen, die Dich umgibt. *Mehr* kannst *Du
selbst* nicht tun.
Auf "die Gesellschaft" oder "die Politik" oder "das Schulwesen" zu
verweisen ist vollkommen sinnlos, solange Du nicht selbst bei dir
anfängst, etwas zu ändern.
Den Rest von Deinen Äußerungen habe ich mal gelöscht, weil ich denke,
daß sie genau die Art von Aggressivität zeigen, die ich (und
wahrscheinlich die meisten der Mitdiskutierenden) ablehnen. Deshalb
gehe ich da auch nicht weiter drauf ein.
Ein langes und einsichtsvolles Leben wünscht
Fenchurch.