Der Vergleich an sich ist interessant, doch der Autor konzentriert sich auf die falschen Aspekte und zieht falsche Schlüsse. Erstens ist China um eine Grössenordnung grösser als Japan, zweitens ist sein Territorium Teil der Mackinder'schen Weltinsel und damit geopolitisch von anderer Bedeutung. Drittens steht die chinesische Regierung nicht im selben Abhängigkeitsverhältnis zu den usa wie die japanische.
Auffallend, aber von Mueller nicht thematisiert, ist die konsistente Tendenz der u.s.-amerikanischen Elite, nach einem Feind Ausschau zu halten. Dies verdankt sich wohl dem immer allmächtiger werdenden militärisch-industriellen Komplex, der stets eine Legitimierung für seine immanenten Wachstumsbedürfnisse benötigt. Gegenwärtig wird ihm eine solche von den geopolitischen Allmachtsfantasien der NeoCons geliefert.
China wird die usa, trotz vieler objektiver Probleme gelegentlich wirtschaftlich überrunden, nichts aber weist auf chinesische Weltbeherrschungspläne hin. Es liegt kein objektiver Grund für eine Feindschaft vor. Die usa und mit ihr der gesamte Westen könnten sich mit China arrangieren. Die unterschiedlichen Anschauungen zur Frage, wie man eine Gesellschaft unter den gegenwärtigen Umständen politisch managt, sind gewiss kein reales Hindernis. Alle könnten ihr Ding durchziehen, allenfalls mit diskursiven Methoden versuchen, die je andere Seite zu überzeugen, nicht aber Interna als Vorwand für Beeinflussungs- oder gar Bestrafungsversuche nutzen. Der kapitalistische Wachstumszwang, kombiniert mit einem längst hypertrophen militärisch-industriellen Komplex zwingen aber zu aggressivem Verfeindungsdenken und führen schliesslich in die militärische Katastrophe.
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