kleinrudi schrieb am 07.01.2024 10:30:
[...] Aber es gab eohl in der BRD den Slogan "von Japan lernen".
Na ja, Sie haben da wahrscheinlich noch den sich in seiner Hybris stets in einer Reihe mit Ludwig Erhard und Karl Schiller wähnenden Graf Lambsdorff im Ohr, der bei jeder Gelegenheit diese Parole raushaute. Dabei ging es ihm aber wohl eher darum, in den durchaus schwierigen 80er Jahren jede gewerkschaftliche Forderung prophylaktisch abzubügeln.
Andere ware weniger zimperlich. Die EU-Kommissarin Edith Cresson sprach von "kleinen gelben Ameisen", was für einigen Aufruhr sorgte. Als das Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg in japanischen Besitz überging, brachte die Titanic das "Japaner Hassblatt" heraus - eine Art Mini-Poster, auf der sich stilisierte Japaner berühmte Immobilien in den Rachen schoben.
Aber das waren eher Oberflächlichkeiten. Gerade seitens der USA gab es so einige Schreiberlinge, die mit Blick auf Japan durchaus sehr ressentiment-geladen und bisweilen fast rassistisch-argumentierend zur Feder griffen.
Theodore H. White mit "The Danger from Japan", ein Feature-Artikel im New York Time Magazine. Chalmers Johnson mit "Japan: Who Governs? The Rise of the Developmental State" in den 90ern. Johnson griff auch immer wieder das MITI in seiner dirigistischen Rolle bzw. die MITI-inhärenten old-boy-Connections an.
Dann gab es noch Karel van Wolferen, der in mehreren Abhandlungen die japanische Demokratie in Frage stellte - was nicht ganz falsch war. Gegenüber der dominanten und hochkorrupten LDP (Jimintô) war selbst die Nachkriegs-CDU ein basisdemokratischer Haufen. Aßerdem attackierte van Wolferen wiederholt die Zaibatsu-Strukturen (Familien-Clans, Oligarchen) der japanischen Wirtschaft.
Es gibt weitere Namen wie James Fallows, Laura D'Andrea Tyson, Pat Choate, Clyde Prestowitz und andere, die durchaus eine harte Klinge zu schlagen wussten. Japan-Revisionismus, Japan Bashing oder "von Japan lernen" sind viel zu schwache Begrifflichkeiten für das, was Ende der 80er, Anfang der 90er über die publizistische Rampe geschoben wurde.
Generell gilt wohl: Wenn es ein anderes Land schafft, die von den USA stets angemahnte Marktwirtschaft so zu nutzen, dass die US-Amerikaner am Weltmarkt kein Bein mehr auf die Beine kriegen (siehe in den letzten Jahrzehnten Elektronik, Automobil, Maschinenbau u.v.m.), dann wird es immer häßlich. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf.