Der Autor hat das Kernproblem nicht erfasst und dieser Satz bringt das Elend auf den Punkt.
"Das ging Hand in Hand mit architektur-typologischen und stadträumlichen Innovationen: der Passage, der Fußgängerzone, den Centern und Malls."
Eine Passage oder Fussgängerzone ist keine stadträumliche Innovation, zumindest keine neue. Es ist vielmehr das Fundament, auf welchem seit 5000 Jahren die Städte gebaut wurden. Bis zur Erfindung des Autos war das Hauptverkehrsmittel das schlichte zu Fuss gehen. Pferde, Kutschen, Wägen etc. waren den Reichen und Händlern vorbehalten. Die "Innovation" war schlicht, das zerstörerische Auto wenigstens aus kleinen Teilen der Stadt zu entfernen und sie wieder aufblühen zu lassen, was ja praktisch immer auch gelingt.
Der eigentliche Totengräber war und ist das Auto, das "Center und Malls" erst ermöglicht hat. Geburtsort für die Malls waren die Vorstädte in den USA, die erst durch die Massenmotorisierung möglich gemacht wurden. Die Mall war praktisch eine "Innovation", um die Probleme der Zersiedelung abzumildern und die Vorstädte zu Städten zu machen mit der Mall als Simulation eines Stadtkerns.
Man beschäftige sich hierzu mit Victor Grün, einem österreichischen Architekten der vor den Nazis in die USA geflohen war und auf die Tristesse in den Vororten mit der Mall geantwortet hat. Das ganze ist so tüchtig in die Hose gegangen, das er sich vor seinem Ableben von dieser Idee distanziert hat aber der Schaden für die Städte war da natürlich schon irreparabel. Leider wurden andere zentrale Forderungen von ihm nicht umgesetzt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Gruen
Sehr interessant und tragisch. Jedem interessierten Laien sei sein Buch „Das Überleben der Städte“ empfohlen, wenn man bei städtebaulichen Themen etwas mitreden möchte.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.03.2021 20:59).