Wenn man heute Wohlhabenden fragt, warum sie wohlhabend sind, verweisen sie grundsätzlich auf die eigenen Leistungen.
Wo man mal ein bisschen genauer hinsehen kann, stellt man dann doch fest, dass Erbschaft oder vermögende und hilfreiche Eltern offenbar geholfen haben.
Ich, Ü50, kenne - außer Beamten - niemanden, der ohne Hilfe der Eltern zu Wohneigentum gekommen ist. Und das ist der Start, denn die Mieten belasten seit 50 Jahren die Arbeitseinkommen über Gebühr.
Und wenn man den Start nicht hinkriegt, weil man keinen Weg findet, auch mal ein halbes Jahr ohne Einkommen zu arbeiten, gibt es keinen Weg zu einem Erfolg. Oder alternativ Menschen kennt, die einem mit Startkapital in ausreichender Höhe aushelfen... aber die kennt man nicht, wenn man aus Berlin-Hohenschönhausen oder München-Hasenbergl kommt.
Im Übrigen sind auch alle Gründungsstories der Amerikaner - Apple, Microsoft, Oracle, hp - das sind alles keine Firmen, die in der Garage starteten. Die Gründer stammten allesamt aus Familien, die mindestens in der oberen Mittelschicht zuhause sind - die meisten davon gehör(t)en klar zur Oberschicht.
Anderes Beispiel: Es gibt da eine Doku zur neuen deutschen Welle, die viele Protagonisten vorstellt. Keiner von den Musikern und Interpreten stammte irgendwie aus fragwürdigen Verhältnissen - die Eltern sind Produzenten, Unternehmer, Ärzte...
Wäre da noch die bundesdeutsche Festanstellung, die nach formalen Voraussetzungen eine gewisse Sicherheit und ein gewisses Einkommensniveau garantiert ... hat, denn diese Arbeitsverhältnisse sind auf dem Rückzug.
Früher war man Siemensianer und stand auf der Payroll von Siemens. Das war für die Bank ausreichend für fast alles. Heute steht man auf der Lohnliste einer ausgegründeten GmbH, die von Erfolg oder Misserfolg eines Projekts abhängt. Und Leistung und Ausbildung sind eben auch keine Garanten mehr für eine Weiterverwendung.
Darüber gibt es viele Untersuchungen. Wer heute nicht aus einer wohlhabenden Familie mit wenigstens Immobilienbesitz stammt, wird in diese Schicht nicht mehr aufsteigen können. Dass das einzelne doch immer wieder schaffen bedeutet nicht, dass es alle schaffen können. So wie alle Daumen Finger sind - aber nicht alle Finger auch Daumen!
Es gibt keine persönlichen Eigenschaften oder Leistungen, die den Erfolg mit einer gewissen Zwangsläufigkeit herbeiführen und die man von Wohlhabenden oder Erfolgreichen lernen könnte. Die Leistungsgesellschaft ist tot, weil das Aufstiegsversprechen erkennbar für den größten Teil der Bevölkerung nicht mehr eingelöst wird.