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  • cronos_the_master_of_time

mehr als 1000 Beiträge seit 10.12.2002

Re: Bei der Armutsfrage wird die falsche Frage gestellt

Peter Maier schrieb am 10.03.2021 13:23:

cronos_the_master_of_time schrieb am 10.03.2021 12:36:

Du kannst jetzt natürlich fragen: wie komme ich denn in die Position, andere für mich arbeiten zu lassen. Der Frage kann man nachgehen und Strategien erarbeiten, wie das am besten klappt. Das sind dann aber _keine_ Strategien gegen Armut.

Also, Reiche und Erfolgreiche verstehen es sogenannte Multiplikatoren oder Hebel einzusetzen, soweit so logisch. Da stimme ich Ihnen zu.

Wo ich nicht so ganz bei Ihrer Ansicht bin:

* Sind diese Hebel oder Multipliktoren immer nur bei anderen (Mit)menschen zu sehen? Meiner Meinung: Nein!

Das mag in Urgesellschaften vielleicht noch so sein, bedingt und graduell auch noch heute. Aber nicht ausschliesslich. Also diese reine Ansatz als "Geschickter Parasit" ist nicht so ganz daneben, greift aber doch deutlich zu kurz.

* Und das "andere für sich arbeiten zu lassen, klappt nur für eine Minderheit" erklärt eben nicht, was diese Minderheit (also die Selfmade-Erfolgreichen und Reichen) auf sich bezogen denn nun für Eigenschaften haben müssen, um parasitär erfolgreich sein zu können. Ist das nur Zufall? Und gibt es da nicht auch eindeutig messbare, objektivierbare Eigenschaften wie:

* Hohe Gewissenhaftigkeit und gute Selbstvermarktung
* frühe beginnende selbstständige/unternehmerische Tätigkeiten.
* sportlich oft aktiv.
* selbstsicherheit

und der von User cassikov erwähnte:

* gering ausgeprägte Neurotizismus.

Also Personen die wenig Unsicherheit und Verlegenheit zeigen, geringe Nervosität auch unter Stress, kein/wenig Klagen über Ängste, geringer Hang zu Melancholie und Trauigkeit, eher mit eigenen Leben zufrieden als unzufrieden, ... all das führt, ganz ohne parasitären Eigenschaft, zu Erfolg, Reichtum, Geld.

Und all diese, etwas unscharfen Faktoren, die sind in den jeweiligen Personen zu finden. Das ist nicht "die Gesellschaft" oder etwas von aussen bestimmtes. Und es sich auch nicht "die Anderen".

Und daraus folgt auch, dass erfolgreiche und reiche Personen, eben weil sie auch wie alle anderen auch Rückschläge verkraften müssen, oft sogar erhebliche Rückschläge, dabei aber sich nicht in Dauerwehklagen ergeben. Und das ist eine persönliche Eigenschaft. Denn Rückschläge treffen sowieso jeden. Es ist eben die Frage, wie man damit umgeht.

Ich stimme durchaus zu: es liegt zu einem guten Teil an menschlichen Eigenschaften und früh gestellten Weichen, ob jemand "reich" wird. Es liegt nicht an "den anderen", sondern daran, was der Reiche im Vergleich zu diesen anderen anders macht, bzw. welche Verhaltensmuster ihn sein Umfeld gelehrt hat. Das ist jetzt doch wieder etwas unscharf. Denn ich will sagen: z.B. als Jugendlicher kommt kaum einer auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen, wenn er nicht einen entsprechenden Mentor in seinem Umfeld hat.
Sie erwähnen auch charakterliche Eigenschaften. Die resultieren zu einem Teil aus Veranlagung, zu einem anderen aus Erziehung. Essentiell scheint mir dabei der Wille zu sein, "besser" als andere zu sein- so lässt sich auch die Korrelation mit jugendlichem Leistungssport erklären. Selbstsicherheit bzw. die Überzeugung, besser zu sein als die Konkurrenz, ist sicher auch ein Faktor.

Nur was bringt diese Erkenntnis?
Die "Armutsfrage" kann man ja durchaus auf zwei Arten stellen: (1) warum ist der Arme arm, und wie müssen wir Gesellschaft/Gesetze umbauen, um seine Lage zu verändern, oder (2) wie soll der Arme sein Verhalten verändern, um in der bestehenden Gesellschaft nicht (mehr) arm zu sein bzw. gar nicht erst in Armus zu geraten.

Die Erkenntnis, welche Eigenschaften einen wirtschaftlichen Überflieger ausmachen halte ich zur Lösung dieser Armutsfrage nicht geeignet. Denn selbst wenn sich jeder entsprechende Verhaltensmuster antrainiert (das geht durchaus): nicht jeder kann "unternehmerisch tätig" sein. Denn ein Unternehmen braucht auch Angestellte, nicht nur Häuptlinge. Das Problem ist immer strukturell.

Gruss cronos

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