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499 Beiträge seit 18.07.2001

Das ist noch zu kurz gedacht

Es geht nicht nur um behinderte Kinder, es geht um alle, denen nicht
perfekte Voraussetzungen in ihr Leben mitgegeben werden. Also
letztlich um ganz normale Kinder. Wenn Du die Möglichkeit hast, ein
Kind auf die Welt zu bringen, das durch genetische Veränderungen sehr
viel gesünder ist, sehr viel mehr körperlich und geistig leisten
kann, das sich und die ganze Menschheit wesentlich weiterbringen kann
als ein "normales" Kind - hast Du das Recht, ihm diese Vorteile zu
verweigern?
Es spricht in meinen Augen nicht gerade viel dafür. Das "klassische
Verfahren" der Weitergabe der Elterngene mag ja "natürlich" sein. Na
und? Natürlichkeit ist nicht unbedingt gut - auch Vergewaltigung ist
natürlich.
Und es ist nicht zu bestreiten, daß in wenigen Jahren die Möglichkeit
bestehen wird, unsere Kinder mit einem genetischen Material
auszustatten, für dessen Entwicklung die Evolution Jahrmillionen
gebraucht hätte. Ich warte auf das erste Kind, das seine Eltern
verklagt, weil es mit einer vermeidbaren "Behinderung" geboren wurde.
Zuerst wird das vielleicht Taubheit sein. Aber spätestens wenn es
(mit etwas Geld) machbar ist, wird es eine noch gewaltigere
gesellschaftliche Hürde, nicht hochintelligent, bildschön und
kerngesund zu sein. Darfst Du Deinem Kind diese Bürde auferlegen?
Ich bin recht sicher, daß da eine ungeheure Revolution auf die
Menschheit zukommt - aus entwicklungsbiologischer Sicht vielleicht
der entscheidendste Schritt überhaupt. Vielleicht dauert es noch
hundert Jahre oder zweihundert, aber diese Entwicklung hat den
Fortschritt und (noch wichtiger) den Egoismus auf ihrer Seite und
wird durch Angst und Dogmatik nicht aufgehalten werden. Ähnliche mir
langfristig unvermeidbar scheinende Neuerungen (wie Freie Information
durch de-facto-Abschaffung des Copyright) machen sich daneben wie
Fußnoten aus.
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