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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Maschmisch, Inzidenz

Solchen Mischmasch sollte man nicht veröffentlichen. Entweder ein Artikel über Telepolis betreffende, also metainhaltliche Fragen oder ein Interview mit Kuhbandner zur Pandemie-Gesetzgebung, aber nicht beides amalgamiert.

Die Argumente Kuhbandners gegen die 7 Tage-Inzidenz als Entscheidungskriterium sind schlechter als sie klingen. Zwar trifft es zu, dass Veränderungen in der Testung einen quantitativen Einfluss auf den Inzidenz-Wert haben können. Doch ist dieser nicht derart gross, dass seine Aussagekraft in Frage gestellt wäre und vorallem nicht sprunghaft und ändert jedenfalls nichts an der realen Infektionszahl, reduziert nur den toten Winkel. Es ist also so, dass bei wenig Testungen die daraus resultierende Inzidenz viel zu niedrig ist, bei steigenden Testzahlen weniger zu niedrig. Es ist daher logisch, die Massnahmen an letzterer auszurichten.

In der Tat ist die resultierende Krankheitslast durch die 7 Tage-Inzidenz nicht hinreichend erfasst. Ob virtuell alle über Siebzigjährigen geimpft sind oder nicht, spielt im Fall von C-19 diesbezüglich eine Rolle. Allerdings kann man an der Intensivbetten-Belegung in Deutschland ablesen, dass dieser Unterschied in der Praxis erstaunlich klein ist. Das mag an etwas aggressiveren Mutanten liegen, die auch jüngere Menschen stärker affizieren, wahrscheinlich auch daran, dass Jüngere seltener an C-19 sterben, deswegen mehr Tage intensivpflegepflichtig sind.

Es stimmt also, dass die Inzidenz über die Zeit nicht immer dasselbe aussagt, es stimmt aber auch, das gewisse Einflüsse sich gegenseitig aufheben.

Wer wie offenbar die Deutschen, möglichst präzise Entscheidungskriterien nicht nur besitzen, sondern gleich in ein Gesetz giessen will, muss sich mit der Unschärfe der Realität abfinden. Das Stichwort Krankheitslast scheint mir zwar brauchbar zu sein, verbirgt aber eine beträchtliche Komplexität, die mit grösster Wahrscheinlichkeit zu weiterem Streit führte. Wer wie Kuhbandner zum Kleinreden der Pandemie neigt, wird bei jeder einschränkenden Massnahme, wie auch immer sie begründet sei, aufbegehren, nach Gründen für ihre Unangebrachtheit suchen. Die 7 Tage-Inzidenz ist als absolutes Kriterium genauso wie jeder andere rein quantitative Messwert nur bedingt geeignet, ist aber immerhin vergleichsweise leicht nachvollzieh- und vermittelbar. Nicht das Gelbe vom Ei, aber auch nicht bloss Schale.

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