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  • TuxFan

mehr als 1000 Beiträge seit 30.03.2001

Sehr ungenau, der Herr Patzelt

Martin Patzelt: Ich verstehe die Kollegen sehr gut. Und ich habe ähnliche Gefühle. Ich komme aus der Bürgerbewegung und habe in der DDR (Pause): gelitten. Ein Wort, das ich ungern benutze, aber wie soll ich es sonst auf den Punkt bringen? Ich habe damals meinen Studienplatz verloren und das Regime nie als meine Regierung anerkannt. Die Emotionen vieler Kollegen in Thüringen kann ich nachvollziehen. (Anm. d. Red.:In der DDR hatte er nicht Medizin studieren dürfen, weil er sich nicht zum Dienst mit der Waffe in der NVA verpflichtete.)

Er durfte nicht Medizin studieren und warum nicht? Das oben Geschriebene ist nicht Fisch, nicht Fleisch.

In der DDR galt ab Januar 1962 die allgemeine Wehrpflicht. Da er auf Grund seines Alters frühestens im Herbst 1965 hätte eingezogen werden können, brauchte er sich also gar nicht verpflichten, sondern war eh dran. Da er sich zu diesem Zeitpunkt aber in einer 3-jährigen Berufsausbildung mit Abitur zum Baufacharbeiter, einem eher technischen und der Medizin fernen Beruf befand, wäre er frühestens 1967 dran gewesen. Ich habe eine ganz ähnliche Berufsausbildung in einem technischen Beruf absolviert. Dazu muss am wissen, dass das Abitur auf der EOS (Erweiterte Oberschule) 4 Jahre dauerte - von der 9. bis zur 12 Klasse. Warum Herr Patzelt nicht mit der 9. Klasse auf die EOS ist, wird im Artikel nicht erwähnt. Stimmten die Zensuren nicht oder war er stark kirchlich angagiert? Letzteres wäre ein Hemmnis gewesen.
In der DDR dauerte die Berufsausbildung 2 Jahre. Bei der von mir und Herrn Petzelt absolvierten Ausbildung, die man nach der 10. Klasse begann, wurden 2 Jahre Abitur und 2 Jahre Berufsausbildung auf 3 Jahre geschrumpft, mit leichten Abstrichen auf beiden Schienen. So was nennt man auch Fachabitur. So wird Herr Petzelt, genau wie ich, während des Abiturs keine Biologie und kein Latein gehabt haben und auch weniger aus der organischen Chemie. Das sind keine guten Voraussetzungen für ein Medizinstudium, wenn es genügend andere Bewerber gab....

Und nun zum Dienst in der NVA an der Waffe. Er hat sich nicht verpflichtet? Wozu denn? Man konnte sich für 3 Jahre als Unteroffizier oder als Berufssoldat verpflichten. Was anderes mit der Option der Verpflichtung gab es nicht. Er hätte nur den Wehrersatzdienst bei der Transportpolizei oder der Deutschen Volkspolizei antreten können. Oder er hätte den Wehrdienst mit Waffe verweigern können und wäre zu den Bausoldaten gegangen. Als letzte Option hätte er mindestens 18 Monate ins Gefängnis gehen können.

Oder hat sich Herr Petzelt mittels Vitamin B oder guter schauspielerischer Talente mit Hilfe eines Arztes bei der Musterung irgendwie mit fadenscheinigen Gründen am Wehrdienst vorbeimogeln können. Als Bauarbeiter doch schon irgendwie merkwürdig.

Sollte seine Ausbildung zum Sozialarbeiter länger als 2 Jahre gedauert haben, kann er sich nur irgendwie am Wehrdienst vorbeigemogelt haben, denn dann passen die 18 Monate NVA nicht dazwischen. Da aber ein Studium nicht nur 2 Jahre dauerte, hat er entweder nicht studiert oder war nicht bei der NVA.

Tja Herr Petzelt. Soll ich jetzt Lotto spielen? Ich glaube, dass wir Ratschläge von Personen, die nicht einmal ihren eigenen Lebenslauf so recht kennen und dazu stehen, stattdessen aber Halbwahrheiten verbreiten, nicht brauchen. Solche gibt es zu genüge.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.02.2020 10:48).

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