Man könnte bei Tebartz van Elst von einer kognitiven Dissonanz sprechen. Einerseits bestätigt er samt und sondern die von Schleim vorgebrachten Einwände, gibt recht eigentlich zu, dass die normative Ausrichtung der Sozialpsychiatrie - ein Begriff, der mir nicht geläufig war - nicht zulässig ist, outet sich gleichzeitig aber als Pragmatiker, 'der einzelne Arzt könne nun einmal an der Gesellschaft nicht so viel ändern' und scheut auch nicht davor zurück...
Und wie immer in der Psychiatrie gilt hier das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, also die Anfälligkeit einer Person in Form der Genetik, der Lerngeschichte, der Biographie, einer schweren Kindheit oder anderer stresshafter Ereignisse im Leben.
...wider besseres Wissen u. a. auf die Genetik hinzuweisen. Nur um schliesslich die Katze aus dem Sack zu lassen:
Die Sozialpsychiatrie thematisiert die Passung eines Individuums in seine Umgebung. Und natürlich macht eine fehlende Passung oft krank.
Die implizite handwerkliche Metapher wird dann noch am Beispiel der im Grossraumbüro scheiternden Autistin exemplifiziert. Dass Grossraumbüros für alle, die darin einen beträchtlichen Teil ihres Lebens verbringen müssen, eine Belastungsquelle darstellen, kommt nicht in den Blick
Damit würdigt er seine Tätigkeit zur Sozialklempnerei herab. Die Verhältnisse sind gegeben, und seien es faschistische, das Individuum muss sich anpassen, tut es das nicht aus eignem Antrieb liegt eine Pathologie vor, die der Sozialpsychiater dann zu beheben versucht. Trostlos.