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  • OlliKa

84 Beiträge seit 07.06.2002

Die Zukunft wird anders als die Vergangenheit - Es ist Zeit, das zu akzeptieren

Warum ist die Bewertung der einzelnen Kommentare eigentlich so tendenziös? Jeder, der hier etwas anderes als „lasst uns doch einfach weiter Autos fahren“ vorschlägt, wird direkt rot bewertet. Wer aber sagt „das Auto ist alternativlos“ kriegt grün.
Was treibt euch alle an, das Auto als alternativlos zu sehen?
Ich verstehe wirklich jeden, der in 2021 (insbesondere auf dem Land) meint, ohne Auto geht es nicht. Aber trotzdem muss man das Autofahren an sich doch als problematisch identifizieren und in der Zukunft etwas besseres wollen, oder?
Es schadet der Umwelt, es verschlingt Rohstoffe in der Herstellung, es nimmt Raum ein für parken, fahren und alles was sich um das Auto dreht.
Es ist teuer und wird in Zukunft immer teurer werden. Und die Autos werden nicht gerade kleiner, um sich dem Bedarf der meist doch allein fahrenden Person anzupassen. Nein. Weil 1x im Jahr die Familie damit in den Urlaub fahren will, muss es natürlich das große SUV sein.
Bei aller emotionaler Liebe zum Auto bei vielen, kann man nicht gleichzeitig auch die problematische Seite des Massenindividualverkehrs erkennen?
Ich sehe hier überhaupt keine differenzierten Meinungen sondern nur egoistische Kommentare im Stile des „niemand nimmt mir mein Auto weg!“
Ich verstehe, warum das Auto in der Vergangenheit die Lösung für das Bedürfnis nach Mobilität war. Irgendwann war es auch mal das Pferd. Aber es kostet immens viel Geld und schadet nun mal der Umwelt. Und natürlich ist auch das eAuto nur ein Feigenblatt, das keine Lösung für die Zukunft ist.

Ich bin von folgender These fest überzeugt:

Autofahren wird sich in den nächsten Jahrzehnten zu einem Freizeitvergnügen entwickeln wie es heute das Reiten von Pferden ist. Auch der Führerschein bzw. die Befähigung zum Fahren eines Autos wird so exotisch werden, wie heute die Fähigkeit, ein Pferd reiten zu können.

Die Digitalisierung mit Telearbeit, die letzte Meile auf dem Land durch selbstfahrende Vehikel und andere Transportmittel wie Fahrräder, Züge und auch die Tatsache, dass Lebensmittel und andere Einkäufe geliefert werden und dafür gar keine Fahrten mehr zu einem Geschäft nötig sind, werden dazu führen, dass MIV immer unnötiger wird.

Wer eine gute Punkt-zu-Punkt-Mobilität an jeden Ort bekommt und dafür nicht mal selbst am Steuer sitzen muss, sondern die Zeit bis zum Zielort sinnvoll nutzen kann, wer sollte das nicht wollen?

Und wer jetzt meint, das wäre ja utopisch, den frage ich, warum lassen sich Reiche heute wohl schon von einem Chauffeur durch die Gegend fahren und fahren nicht selbst? Weil die Zeit kostbar und wertvoller ist, als sie mit Autofahren zu verplempern. Dieser Zugang fehlt aber leider noch der breiten Masse.

Wer kann etwas dagegen haben, wenn er von einer kleinen Verkehrskapsel zuhause abgeholt wird, automatisiert an jeden beliebigen Ort gebracht wird und die gleiche Kapsel danach jemand anderen befördert? Das wäre für besondere Ansprüche (ich will allein sein) doch auch eine Lösung. Man könnte sogar diese Kapseln nach jedem User perfekt desinfizieren und die Kapsel riecht immer perfekt nach Neuwagen (oder besser nach nichts).

Mit solchen Ideen ließe sich der Fahrzeugbestand um 90% reduzieren (denn zu keiner Zeit sind mehr als 10% aller deutschen Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs) und es könnten Fahrzeuge eingesetzt werden, die optimal auf die Passagierzahl abgestimmt sind (kein 5-Sitzer für das pendeln von 1 Person zur Arbeit).

In meinen Augen kann nur eine Lösung in dieser Richtung sinnvoll sein. Das Land mit Fahrzeugen zuzustellen, die 90% der Zeit ungenutzt rumstehen und wenn sie bewegt werden sind 2 Tonnen Material in Bewegung, weil 80 kg Mensch transportiert werden müssen. Können wir uns da nicht alle einig sein, dass das nicht besonders effizient ist? Dass da andere Lösungen für die Zukunft vielleicht die bessere Wahl sind als Lösungen aus der Vergangenheit? Ich weiß, es ist schwer sich auf neue Dinge einzustellen, aber wäre das nicht eine Zukunft, die in allen Punkten besser wäre als die Vergangenheit?

An einem bestimmten Punkt in der Geschichte hat man ja auch entschieden, dass die Lösung nicht die Zucht schnellerer Brieftauben ist. Oder bessere Schreibmaschinen. Oder Briefe per Rohrpost in jedes Haus zu schicken. Oder 500 Fernsehsender. Oder dass wir nur größere Schweine züchten müssen, um alle zu ernähren. Jede Technologie hat ihre Zeit. Und die des vom Menschen gesteuerten Automobils sind bald gezählt.

Es wird natürlich trotzdem weiter Enthusiasten geben, die weiter gedruckte Zeitungen kaufen, ihre Auto Samstags putzen und echte Briefe schreiben statt Mails. Aber es wird eine Nische sein, und das ist auch okay. Diese Menschen dürfen gerne mit E-Fuels klimaneutral durch die Gegend fahren. Es wird aber vermutlich Strecken oder Fahrspuren geben, die autonomen Fahrzeugen vorbehalten sind. So wie heute eben Pferde nichts auf der Autobahn zu suchen haben. Es wird Zeit sich einer Zukunft zu stellen, die anders ist als die Vergangenheit. Veränderung gehört dazu. Und wenn wir alles richtig machen, kommen wir durch den Wandel, ohne dass es großer Einschnitte für uns Bedarf. Aber wenn wir uns sperren und weiter fette SUVs kaufen und nicht als mündige Bürger sinnvolle Entscheidungen treffen, die sich nicht nur um uns selbst drehen sondern auch gut für die ganze Menschheit und unseren Planeten sind, dann wird irgendwann jemand kommen und uns nach und nach immer mehr verbieten. Wir haben es selbst in der Hand. Je mehr wir selbst den Wandel mitgehen, desto weniger wird uns aufgezwungen. Wenn wir aber nichts ändern wollen, wird man uns zu den Veränderungen zwischen. Denn am Ende ist es doch so: Veränderung ist immer alternativlos. Sonst wären wir als Menschheit nie so weit gekommen wie wir es sind.

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