Ansicht umschalten
Avatar von Goerlitzer
  • Goerlitzer

mehr als 1000 Beiträge seit 30.11.2007

Die ökonom. und sozialen Hintergründe des neuen Nationalismus in Ostmitteleuropa

Eine Situationsschilderung:

Frankfurt/Oder, Rossmann-Drogeriemarkt. Der Lohn der Verkäuferinnen wurde soeben auf 8,84 Euro erhöht, wer länger dabei ist, bekommt geringfügig mehr.
Man geht einige hundert Meter weiter über die Oderbrücke ins polnische Slubice. Rossmann-Drogeriemarkt, gleicher Eigentümer, weitgehend gleiches Warensortiment, weitgehend gleiche Preise. Die Verkäuferinnen verdienen mit 15 bis 17 Zloty mehr als den polnischen Mindestlohn, der bei 12 Zloty liegt. Doch 15 Zloty, das sind umgerechnet nur 3,85 Euro.

Polen, Tschechen, Slowaken und Ungarn wollen 28 Jahre nach der Wende und 13 Jahre nach dem EU-Beitritts nicht mehr Billiglohnländer der EU, speziell Deutschlands, sein. Deshalb haben nationalistische Politiker, die wie in Tschechien auch mal als Sozialdemokraten firmieren, Erfolg. Sie versprechen, dass ihre Länder Anschluss an das westeuropäische Wohlstandsmodell bekommen und tun mitunter sogar etwas dafür.

Berlin und Brüssel dagegen sind aufgeschreckt. Die westlichen Handels- und Industriekonzerne, die sich über Jahre in Ostmitteleuropa "goldene Nasen" verdienten, werden nervös. Die Nationalisten bedrohen die "liberale" Medien-Hegemonie, weil sie ihren politischen Einfluss in den öffentlich-rechtlichen Medien geltend machen wollen. Die privaten Medien stehen ihnen ja weiterhin weitgehend antagonistisch gegenüber.

Die politischen Zöglinge von Berlin und Brüssel, die zuvor ihr Machtpositition mit ähnlichen Tricks wie jetzt die Nationalisten zu festigen sich mühten, erhoffen sich "Druck von aussen". Doch der ist wiederum Wasser auf die Mühlen der Nationalisten. Ratlosigkeit macht sich breit, eben auch bei dem "Polen-Korrespondenten" von tp.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten