...aber den entscheidenden Durchbruch haben wir schon lange hinter uns. Der kam mit dem Smartphone und ganz allgemein mit "smarter" IT, die jeden, aber auch wirklich jeden in die Lage versetzt, von der Digitaltechnik zu profitieren. Der Preis dafür: die totale Abhängigkeit von IT-Konzernen. Sie reicht wesentlich tiefer als alles, was man früher vom Kapitalismus kannte, beispielsweise Konsumzwang, Werbung mit tiefenpsychologischen Tricks, geplante Obsoleszenz und andere Scheußlichkeiten. Neu am digitalen Kapitalismus ist, dass der Mensch selbst - seine Persönlichkeit mit allem, was dranhängt - in den Verwertungsprozess eingespeist wird. Eine unwürdige Veranstaltung, die angesichts der Tatsache, das dieser Preis klaglos gezahlt wird, umso beklemmender erscheint.
Was mich wieder auf meinen Punkt zurückführt: Corona beschleunigt lediglich einen Prozess, der ohnehin nicht mehr aufzuhalten ist. Es gab zwar bislang Bereiche, die sich der Digitalisierung noch so leidlich entzogen, beispielsweise das Geld, bei dem für die Deutschen bekanntlich der Spaß aufhört. Nun hat Corona das bargeldlose Bezahlen tatsächlich befördert, mit dem zweifelhaften Argument, dass damit Infektionsrisiken reduziert werden. Doch schon in den letzten 2-3 Jahren begann diese Bastion deutlich zu bröckeln. Es ist wie mit allen anderen smarten Sachen auch: wahnsinnig praktisch, sowieso die Zukunft, und außerdem haben "die" ja eh schon alle Daten von mir - was soll's also.
Das Sterben des Einzelhandels und die Verschärfung der wirtschaftlichen Konzentration, die Vereinsamung und Verblödung der Menschen, die Kontrolletti-Arbeitskultur - alles Prozesse, die auch vor Corona liefen, ohne nennenswerte Gegenwehr.