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  • Gast (775)

39 Beiträge seit 04.04.2015

Krankenhausbedürftigkeit muss das Handeln bestimmen, nicht Fallzahlen

Es wird höchste Zeit, sich nicht so sehr nach der Zahl von Neu-Infektionen zu richten. Neben mehr tatsächlichen Neuinfektionen wird mit den zusätzlichen Schnelltests auch die Dunkelziffer erhellt als Zusatzfaktor höherer Fallzahlen. Ziel war und ist doch eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden, also ist der Blick auf die stationäre Behandlungs- und ITS-Bedürftigkeit zu richten. Die Spitze der Neuinfektionen der zweiten Welle war in Berlin am 29.12.20 mit 1773 Neuinfektionen am Tag, die Spitze der Krankenhaus- und ITS-Bedürftigkeit 10 Tage später, am 7.2.2021. Seit Anfang März beträgt der Anteil der britischen C-Mutante B1.1.7 über 50% (aktuell über 70%). Dennoch sinkt die Krankenhausbedürftigkeit, wenn auch nur noch marginal, oder stagniert auf tolerablen niedrigem Niveau. Gemäß des zuvor Festgestellten hätten wir aber bei seit 23.2.21 wieder steigenden Fallzahlen mindestens in den letzten Tagen auch wieder zunehmende Covid-19-Krankenhausfälle haben müssen, zumal erste Lockerungen erfolgten. Es scheint sich abzuzeichnen, dass die Apokalypsepropheten sich wiederum irren. Die bald 10% Geimpften werden auch einen Beitrag zum milderen Verlauf leisten.
Wie steht es mit der Sorge, Handeln je nach Krankenhaushäufigkeit käme zu spät? Für die Verdoppelung der Krankenhausbedürftigkeit bis zum Spitzenwert waren in Berlin in der zweiten Welle acht Wochen nötig (4.11.-29.12.20). Nehmen wir wegen höherer Aggressivität der C-Mutante nur vier Wochen an (worst case) trotz Impferei, kämen neue Verschärfungen dennoch rechtzeitig. Denn eine Verdoppelung der jetzigen Krankenhausfallzahlen bis zum Wirken der neuen Bremse würde zu bewältigen sein, zumal mittlerweile die Krankenhäuser vorbereitet sind, mit einer Vorlaufzeit von 3 Tagen ihre ITS-Bettenkapazität zu verdoppeln. Also eine Verschärfung des Lockdowns erst wenn die Krankhausfallzahlen wieder relevant steigen, ist immer noch ausreichend. Und natürlich wird die Krankenhausbelegung zu Ostern höher sein, wenn über die Feiertage die Arztpraxen geschlossen sind und mehr Menschen im Krankenhaus landen, die sonst ambulant versorgt würden.

Objektiv ist kein Grund zu erneuten Lockdown-Verschärfungen zu erkennen außer der willkürlichen 100er Grenze der 7-Tage-Inzidenz. Schaut man sich die Abholerei bestellter Waren in den Geschäften in den letzten Monaten an zusammen mit den offenen Märkten für den leiblichen Bedarf, spricht wenig dagegen, wenn weiterhin die Krankenhausbedürftigkeit nicht zunimmt, den Einzelhandel mit Hygienemassnahmen wieder ganz zu öffnen und zudem auch im Kultur- und Amateursportbereich Lockerungen vorzunehmen. Neben Covid-19 im Griff zu halten ist die zweite Hauptaufgabe, die Kollateralschäden zu minimieren.
Die „Zero Covid“-Strategie senkt zwar Fallzahlen, führt aber auch nicht zum Schwinden der Pandemie, denn wir können die Produktion von Gütern und den notwendigen Warenhandel mit Überschreiten der Landesgrenzen von Waren und Personen nicht unterbinden, sonst würde die Versorgung zusammenbrechen. Es führt kein Weg daran vorbei, mit Covid-19 leben zu müssen.

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