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  • claiomhoir 1

15 Beiträge seit 13.03.2021

Grüne und Ökokapitalismus

Die Grünen haben sich mittlerweile ziemlich weit von ihren Ursprüngen entfernt. Sie wurden 1980 gegründet als Aussteigerpartei von Alternativen und fühlten sich als außerparlamentarische Opposition. Sie starteten damals als Anti-Atomkraft und Umweltbewegung, als Neue Soziale Bewegung, als Friedensbewegung und als Bestandteil der Neuen Linken der 70er Jahre.

Die Turnschuhe haben sie mittlerweile ausgezogen, sie tragen keine Wollpullover und Strickmützen mehr und fahren auch keinen 2CV mehr sondern einen SUV – und hausen nicht mehr im Bauwagen sondern standesgemäß in einem schicken Einfamilienhaus, so wie sich das als saturierte Wohlstandsbürger gehört. Die Grünen sind in der Realität einer etablierten und angepaßten Partei angekommen, die sog. Realpolitik betreibt und Regierungsbeteiligung anstrebt. Um diese Machtansprüche umsetzen zu können, sind sie bereit, einen Großteil ihrer alten Prinzipien über Bord zu werfen. Systemwechsel, soziale Werte, Pazifismus und radikale Umweltforderungen sind unter die Räder geraten. Aufrüstung und Kriegsbeteiligung sind für die neuen Grünen nun akzeptable Optionen. Umweltpolitik wollen sie in Form eines Ökokapitalismus realisieren, der auch nicht auf Wachstum verzichten muß. Mit naivem Technologieglauben und grün angestrichenen Programmatiken haben sie sich zu Greenwashing-Experten entwickelt, die mit einem Öko-Feigenblatt versuchen, noch ernst genommen zu werden.

Die Grünen behaupten, die Quadratur des Kreises gefunden zu haben, in dem sie dem neoliberalen Kapitalismus die Fähigkeit zutrauen, sich zu einer sozial-ökologischen Demokratie zu wandeln. Die ursprünglichen Grünen wurden verlacht und als Idealisten bzw. Illusionisten abgewertet. Frage: Wie soll man die neuen Grünen bewerten – ebenfalls als Träumer, als Visionisten oder ganz banal als Heuchler, Lügner und Machtbesessene?

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