fuckup_ schrieb am 05.06.2017 02:16:
Hast Du das Interview mal gelesen? Hier, beschäftige Dich mal damit:
"Depression" eine Konsensdefinition ist, also was bestimmte Expertinnen und Experten ĂĽber die Probleme der Menschen denken.
Na, fällt Dir was auf? Richtig: der Mann hat überhaupt nicht verstanden, was eine Krankheit überhaupt ist. Er hat nicht mal das philosophische Rüstzeug, um zu erkennen, dass Krankheiten immer eine Wertung sind, was “bestimmte Expertinnen und Experten über die Probleme der Menschen denken”. Alle Krankheiten sind das.
Offenkundig fehlen Dir die Grundlagen der Medizin, erste Vorlesung um genau zu sein.
Stimmt. Ich bin kein Mediziner, sondern habe mich nur ins Thema eingelesen. Ich habe gerade mal verstanden, was eine Krankheit ist, könnte aber keinen anderen Menschen heilen, weil ich die Heilkunst nicht beherrsche.
1) Krankheit: "ein Zustand, in dem ein Mensch, ein Tier oder eine Pflanze nicht gesund ist, da die normalen körperlichen oder seelischen Vorgänge gestört sind und man sich unwohl fühlt."
Du versuchst mir zu widersprechen, indem Du mich bestätigst. Das kann nicht klappen.
“Gesund”: eine Wertung. “Fühlt sich unwohl”: Ergebnis einer Bewertung aufgrund von Interpretation von Aussagen des Patienten (Gefühle sind subjektiv). Und dann nach eine Kausalitätsbeziehung dazwischen… Kurz: genau davon hatte ich gesprochen.
2) "Depressionen" sind selbstverständlich eine Zuschreibung auf Basis eines allgemein akzeptierten Modells. Was das bedeutet merkst Du, wenn zwar faktisch das vorliegt was eigentlich gemeint ist, jedoch Modellparameter dem Diagnostiker anderes suggerieren.
Ich zitiere noch einmal:
ein Zustand, in dem ein Mensch, ein Tier oder eine Pflanze nicht gesund ist, da die normalen körperlichen oder seelischen Vorgänge gestört sind und man sich unwohl fühlt.
Bei der evidenzbasierenden Medizin versucht man, die Wertung “gesund” auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Letztendlich bleibt es eine Setzung, aber sie ist nun Ergebnis wissenschaftlicher Forschung zum Thema. Es bleibt darüber hinaus die Äusserung des Patienten, er fühle sich unwohl, als Problem – die einzige Möglichkeit, die Information zu erhalten, ob der Patient sich unwohl fühlt. In der Psychiatrie (und übrigens auch anderswo in der Medizin) versucht man hier, mit den Mitteln der Psychologie (einer Geisteswissenschaft) Erkenntnisse über die Absichten des Patienten zu gewinnen, um der Wahrheit näher zu kommen (z.B. beim Hypochonder), und von welcher Art das Gefühl genau ist (um die medizinische Bedeutung besser zu erfassen).
Das was der Autor im klaren Gegensatz zu Dir verstanden hat ist, dass im Falle von falschen Diagnosen sehr wohl eine Krankheit vorliegt kann bzw. eben nicht. Du hingegen gehst davon aus, dass mit der Diagnose ĂĽber das vorliegen einer Krankheit entschieden wird.
Nein, gehe ich nicht. Ex falso quodlibet.
Nochmal: Krankheiten sind immer eine Wertung, das nur auf eine bestimmte Krankheit beziehen zu wollen, ist nicht sinnvoll.
Und dass Du jetzt genau das sagst, was ich auch gesagt habe, ist kein Zufall, wenn Du fachlich korrekt wirst.
(Der Autor dieser Zeilen beschäftigt sich mit Wissenschaftstheorie.)