steinbeiss schrieb am 06.06.2017 16:51:
Jeder Suizid - egal in welcher Gesellschaft - fällt auf die Gesellschaft zurück, die dazu beigetragen hat, ihn hervorzubringen. Es ist immer wieder verblüffend, wie angestrengt jede Gesellschaft versucht, den Suizid ausschließlich dem Toten in die Schuhe zu schieben. Auch das ist Teil der immerwährenden kollektiven Abtreibungsbemühungen und ihrer Quacksalber. Wenn das Opfer durch die psychische Brandschutzmauer ist, dann ist der Film allerdings gelaufen. Am Ende bleiben nur noch mit Psychopharmaka abgefüllte Zombies oder eben Selbstmörder, die keinen Bock haben, als Zombie zu vegetieren.
Wenn man dauerhaft nicht klarkommt, kann ein Bilanzsuizid eine rationale und menschenfreundliche Lösung sein. Ich selbst habe von Kindheit an immer seelisch gelitten, und wenn da dann noch körperliche Beschwerden obendraufkommen, dann reicht es auch. Ist übrigens völlig legal, sogar die Beihilfe wäre legal bis auf ein paar Fallstricke unseres unempathischen Gesetzgebers.
Und richtig, es fällt auf die Gesellschaft zurück. Bei mir wäre mein Vater bis auf den Grund seiner Existenz stigmatisiert, und das, ohne jeden Hass: zurecht. Drei kaputte Kinder, eine tote Mutter. Das soll sich die Gesellschaft bei Gelegenheit ruhig mal ansehen, wenn er sich neue Autos kauft oder sein Familiengrab schon mal herrichtet.
Netter Nebeneffekt sozusagen.