Willi Waelzlager schrieb am 8. März 2005 16:52
> Das von dir übersehene Problem ist, dass die Scharia kein
> geschriebenes Recht ist, dass man in Bereiche fassen könnte, sondern
> ein Konstrukt, dass per Definition allübergreifend ist.
Nun, was juristisch nicht festgelegt ist, wird vom Staat auch nicht
angewandt. Bislang sieht es doch so aus, als ob der Irak ein
Rechtsstaat sein bzw. werden soll.
> Es ist
> undemokratisch, weil es nicht geschrieben ist und niemand sich darauf
> berufen kann.
Die schriftlichen Grundlagen sind halt die Schriften des Islam
(Koran, Sunna usw.), aber natürlich sind das auch keine juristischen
Texte, insofern gibt es da einen großen Auslegungsspielraum, schon
richtig.
> Nicht selten gab/gibt es diverse Auslegungen, die jede
> für sich in Anspruch nehmen, rechtsverbindlich zu sein.
>
> Es handelt sich hier um den 'kleine Finger', über den man die Hand
> ergreift, denn die Scharia ist Willkür pur.
Ja, die Gefahr besteht, da hast Du recht. Aber solange der Staat
keine eindeutigen Festlegungen vornimmt (Verankerung eines
Schariabezugs in der Verfassung und dann entsprechende Einzelgesetze
etwa), gilt das eher für private Familien bzw. Stammesgerichte. Und
die kann es natürlich so oder so geben.
> Eine ganz nette Quelle: http://www.im.nrw.de/sch/595.htm
>
>
> > Wenn die Scharia bereits
> > letzten Dezember eingeführt worden wäre, was für einen Sinn würde
> > dann z. B. folgende Aussage eines irakischen Bischofs ergeben?
> >
> > http://religion.orf.at/projekt02/news/0502/ne050215_irak_fr.htm
>
> Ist bekannt, aber eine Minderheitenmeinung.
> Interessant ist allein die Frage, ob die USA (wie in Afghanistan)
> wegsehen oder wenigsten diesmal auf der Bremse stehen. Es würde
> reichen, ein geschriebenes und verbindliches Recht zu verlangen, und
> die Scharia wäre geplatzt!
Wäre natürlich wieder ein Konfliktpunkt, und da die US-Regierung mit
Doppelmoral ja ohnehin keine große Schwierigkeiten zu haben scheint,
kann ich mir gut vorstellen, daß man im Zweifelsfall lieber wieder
wegsehen würde, um bloß nicht die Befriedung zu gefährden. Die
eigentlichen Ziele des Feldzuges dürften davon wohl kaum bedroht
sein.
> > Nein, nicht meiner Grammatik. Es handelt sich um die übliche
> > Pluralbildung, auch in muslimischen Kreisen.
> >
> > http://muslim-heirat.de/muslimas.htm
>
> Die Hauptseite heißt muslim-markt.de, also geht es um Frauenhandel!
> Ich hätte mir denken müssen, dass dein Wissen um die arabische
> Sprache und Kultur sich auf solche Quellen stützt.
:) Das ist ein Mißverständnis. Die Seite muslim-markt.de ist so ne
Art Portal für in Deutschland lebende Moslems (der Begriff "Markt"
ist hier wohl im Sinne von "Forum" zu verstehen). Wenn Du Dir die
Seite ansiehst, wirst Du bemerken, daß es sich um simple
Kontaktanzeigen (allerdings muslimisch sittsam mit Heiratsabsicht)
handelt, die offensichtlich von den betreffenden Frauen in
Eigeninitiative aufgegeben werden. Viele von ihnen schreiben darin
auch, daß sie den Islam eher liberal leben und eine gleichberechtigte
Partnerschaft erwarten. Zudem gibt es auf derselben Seite auch eine
ebenso gestaltete Anzeigenecke für Männer auf Partnersuche.
> Das von dir übersehene Problem ist, dass die Scharia kein
> geschriebenes Recht ist, dass man in Bereiche fassen könnte, sondern
> ein Konstrukt, dass per Definition allübergreifend ist.
Nun, was juristisch nicht festgelegt ist, wird vom Staat auch nicht
angewandt. Bislang sieht es doch so aus, als ob der Irak ein
Rechtsstaat sein bzw. werden soll.
> Es ist
> undemokratisch, weil es nicht geschrieben ist und niemand sich darauf
> berufen kann.
Die schriftlichen Grundlagen sind halt die Schriften des Islam
(Koran, Sunna usw.), aber natürlich sind das auch keine juristischen
Texte, insofern gibt es da einen großen Auslegungsspielraum, schon
richtig.
> Nicht selten gab/gibt es diverse Auslegungen, die jede
> für sich in Anspruch nehmen, rechtsverbindlich zu sein.
>
> Es handelt sich hier um den 'kleine Finger', über den man die Hand
> ergreift, denn die Scharia ist Willkür pur.
Ja, die Gefahr besteht, da hast Du recht. Aber solange der Staat
keine eindeutigen Festlegungen vornimmt (Verankerung eines
Schariabezugs in der Verfassung und dann entsprechende Einzelgesetze
etwa), gilt das eher für private Familien bzw. Stammesgerichte. Und
die kann es natürlich so oder so geben.
> Eine ganz nette Quelle: http://www.im.nrw.de/sch/595.htm
>
>
> > Wenn die Scharia bereits
> > letzten Dezember eingeführt worden wäre, was für einen Sinn würde
> > dann z. B. folgende Aussage eines irakischen Bischofs ergeben?
> >
> > http://religion.orf.at/projekt02/news/0502/ne050215_irak_fr.htm
>
> Ist bekannt, aber eine Minderheitenmeinung.
> Interessant ist allein die Frage, ob die USA (wie in Afghanistan)
> wegsehen oder wenigsten diesmal auf der Bremse stehen. Es würde
> reichen, ein geschriebenes und verbindliches Recht zu verlangen, und
> die Scharia wäre geplatzt!
Wäre natürlich wieder ein Konfliktpunkt, und da die US-Regierung mit
Doppelmoral ja ohnehin keine große Schwierigkeiten zu haben scheint,
kann ich mir gut vorstellen, daß man im Zweifelsfall lieber wieder
wegsehen würde, um bloß nicht die Befriedung zu gefährden. Die
eigentlichen Ziele des Feldzuges dürften davon wohl kaum bedroht
sein.
> > Nein, nicht meiner Grammatik. Es handelt sich um die übliche
> > Pluralbildung, auch in muslimischen Kreisen.
> >
> > http://muslim-heirat.de/muslimas.htm
>
> Die Hauptseite heißt muslim-markt.de, also geht es um Frauenhandel!
> Ich hätte mir denken müssen, dass dein Wissen um die arabische
> Sprache und Kultur sich auf solche Quellen stützt.
:) Das ist ein Mißverständnis. Die Seite muslim-markt.de ist so ne
Art Portal für in Deutschland lebende Moslems (der Begriff "Markt"
ist hier wohl im Sinne von "Forum" zu verstehen). Wenn Du Dir die
Seite ansiehst, wirst Du bemerken, daß es sich um simple
Kontaktanzeigen (allerdings muslimisch sittsam mit Heiratsabsicht)
handelt, die offensichtlich von den betreffenden Frauen in
Eigeninitiative aufgegeben werden. Viele von ihnen schreiben darin
auch, daß sie den Islam eher liberal leben und eine gleichberechtigte
Partnerschaft erwarten. Zudem gibt es auf derselben Seite auch eine
ebenso gestaltete Anzeigenecke für Männer auf Partnersuche.