cogito schrieb am 1. November 2011 17:24
> Sie könnten doch auch eine hohe nichttechnische Kultur entwickeln im
> Sinne von hoher geistiger Reife, Mitmenschlichkeit, Philosophie,
> Dichtkunst, Musik, Malerei usw. Und evtl. so mit sich selbst
> zufrieden sein, dass sie gar kein Interesse an Kontakt mit anderen
> Zivilisationen haben.
Das erscheint mir (freilich aus menschlicher Perspektive) doch recht
unwahrscheinlich. Kann es sein, dass die Außerirdischen einerseits so
menschenähnlich sind, sich aber andererseits so krass von uns
unterscheiden? Dass sie Kunst schätzen, aber auf die Technologie
verzichten?
Schon aus einem anderen Grund halte ich diese Möglichkeit für nahezu
ausgeschlossen. Technologie ist ein Hilfsmittel, um natürliche
Bedürfnisse zu befriedigen. Ich gehe davon aus, dass sich Leben
grundsätzlich durch natürliche Evolution entwickelt, auch wenn sich
die konkrete Form deutlich von der unsren unterscheiden mag. Die
Evolution sorgt dafür, dass alles Leben eine Reihe von Bedürfnissen
hat, etwa sich zu vermehren und die eigene Existenz zu schützen.
Solche Grundbedürfnisse implizieren bei komplexen Lebensformen
zahllose andere Bedürfnisse, wie wir bei verschiedensten Arten auf
der Erde beobachten können.
Dass alle Bedürfnisse perfekt erfüllt werden, ist dabei in der Natur
nie für längere Zeit der Fall. Essen sucht / jagt sich nicht von
alleine, ein Platz zum schlafen oder zum Schutz vor der Witterung
muss gefunden oder gebaut werden, Angreifer müssen abgewehrt werden
usw. Und dann gibt es natürlich immer die Konkurrenz, die mit einem
um den Lebensraum, das Nahrungsangebot oder dergleichen streitet.
Sehr viele Probleme -- wohl dem, der die Technologie zu seinem
Vorteil zu nutzen weiß. Schon Gorillas können Äste in einfache
Werkzeuge verwandeln. Natürlich tun sie es, wenn sie dazu in der Lage
sind und wissen wie es geht.
Welchen Grund könnte eine Art haben, geschlossen auf die Technologie
zu verzichten, obwohl sie in der Lage wäre, sie zu nutzen? Unser
künstlerisches Leben auf der Erde ist dadurch möglich, dass wir uns
durch die Technologie eben nicht ständig um die Erfüllung der
elementarsten Grundbedürfnisse kümmern müssen. Ja, erst dadurch
entstehen "höhere Bedürfnisse" wie die der Drang zur künstlerischen
Entfaltung zum großen Teil überhaupt erst. Wer nichts zu essen hat,
der interessiert sich nicht für für Selbstverwirklichung und
ähnlichen Luxus. Schon Maslow wusste das.
> http://dialogmarketing.anarcho-versand.de/wp-content/uploads/2011/03/maslow.gif
Je grundlegender die Bedürfnisse, desto stärker sind sie biologisch
verankert. Gerade (aber nicht nur) bei den Grundbedürfnissen ist die
Technologie äußerst hilfreich.
> Ferner ist es vorstellbar, dass sie aufgrund fehlender geeigneter
> Gliedmaßen keine Werkzeuge benutzen können, aber dennoch
> hochintelligent sind und viele geistige Fähigkeiten haben. Der
> Fantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt.
Das ist ein interessanter Gedanke. Wesen mit hoher Intelligenz, aber
niedriger instrumenteller Flexibilität könnte es durchaus geben.
Beispielsweise zählen Rabenvögel und Delfine zu den intelligentesten
Tieren überhaupt. Was wäre, wenn sie irgendwann eine noch höhere
Intelligenz entwickeln (oder entwickelt hätten), mit unserer
vergleichbar? Zwei Füße und ein Schnabel lassen sich wohl nicht so
vielseitig einsetzen wie unsere Hände. Noch wesentlich schlimmer
steht um die instrumentellen Ambitionen des Delfins. Das
technologische Potential einer intelligenter Delfin-Kultur ist sehr
begrenzt. Möglicherweise käme es nicht so früh zu einer "kulturellen
Explosion" wie beim Menschen -- bei dem die Geschwindigkeit der
kulturellen (und damit auch technologischen) Entwicklung sich
gegenüber der biologischen immer mehr beschleunigte, etwa durch die
Erfindung von Schrift, Ackerbau, Viehzucht, Spezialisierung,
komplexen Maschinen, Medizin usw. Die Delfin-Kultur würde evtl. viel
länger (hunderttausende oder gar Millionen von Jahren) in einer
nahezu technologielosen Entwicklungsphase verharren. In der Zeit
hätte die Evolution genug Zeit, die Intelligenz der Individuen weiter
zu steigern, was beim Menschen ab einem bestimmten Punkt (als
Intelligenz als Selektionsvorteil wegfiel) ja nicht mehr möglich war.
Möglicherweise wären Außerirdische deshalb desto intelligenter, je
schlechter ihre körperlichen Merkmale für die Instrumentalisierung
ihrer Umwelt geeignet sind. Eine intelligente
Tintenfisch-Zivilisation (Kraken gehören übrigens zu den
intelligentesten Tieren der Erde) wäre also vielleicht dümmer als
wir, weil viele Tentakel mutmaßlich wesentlich vielseitiger
einsetzbar sind als unsere zwei Hände.
> Bei der ungeheuren Anzahl von Sternen in Milliarden Galaxien bin ich
> sicher, dass es außerirdische Intelligenzen gibt, aber die müssen
> nicht unbedingt ähnlich strukturiert sein wie wir.
Ja, erhebliche Unterschiede sind möglich und wahrscheinlich.
Allerdings nicht in jeder Hinsicht.
> Sie könnten doch auch eine hohe nichttechnische Kultur entwickeln im
> Sinne von hoher geistiger Reife, Mitmenschlichkeit, Philosophie,
> Dichtkunst, Musik, Malerei usw. Und evtl. so mit sich selbst
> zufrieden sein, dass sie gar kein Interesse an Kontakt mit anderen
> Zivilisationen haben.
Das erscheint mir (freilich aus menschlicher Perspektive) doch recht
unwahrscheinlich. Kann es sein, dass die Außerirdischen einerseits so
menschenähnlich sind, sich aber andererseits so krass von uns
unterscheiden? Dass sie Kunst schätzen, aber auf die Technologie
verzichten?
Schon aus einem anderen Grund halte ich diese Möglichkeit für nahezu
ausgeschlossen. Technologie ist ein Hilfsmittel, um natürliche
Bedürfnisse zu befriedigen. Ich gehe davon aus, dass sich Leben
grundsätzlich durch natürliche Evolution entwickelt, auch wenn sich
die konkrete Form deutlich von der unsren unterscheiden mag. Die
Evolution sorgt dafür, dass alles Leben eine Reihe von Bedürfnissen
hat, etwa sich zu vermehren und die eigene Existenz zu schützen.
Solche Grundbedürfnisse implizieren bei komplexen Lebensformen
zahllose andere Bedürfnisse, wie wir bei verschiedensten Arten auf
der Erde beobachten können.
Dass alle Bedürfnisse perfekt erfüllt werden, ist dabei in der Natur
nie für längere Zeit der Fall. Essen sucht / jagt sich nicht von
alleine, ein Platz zum schlafen oder zum Schutz vor der Witterung
muss gefunden oder gebaut werden, Angreifer müssen abgewehrt werden
usw. Und dann gibt es natürlich immer die Konkurrenz, die mit einem
um den Lebensraum, das Nahrungsangebot oder dergleichen streitet.
Sehr viele Probleme -- wohl dem, der die Technologie zu seinem
Vorteil zu nutzen weiß. Schon Gorillas können Äste in einfache
Werkzeuge verwandeln. Natürlich tun sie es, wenn sie dazu in der Lage
sind und wissen wie es geht.
Welchen Grund könnte eine Art haben, geschlossen auf die Technologie
zu verzichten, obwohl sie in der Lage wäre, sie zu nutzen? Unser
künstlerisches Leben auf der Erde ist dadurch möglich, dass wir uns
durch die Technologie eben nicht ständig um die Erfüllung der
elementarsten Grundbedürfnisse kümmern müssen. Ja, erst dadurch
entstehen "höhere Bedürfnisse" wie die der Drang zur künstlerischen
Entfaltung zum großen Teil überhaupt erst. Wer nichts zu essen hat,
der interessiert sich nicht für für Selbstverwirklichung und
ähnlichen Luxus. Schon Maslow wusste das.
> http://dialogmarketing.anarcho-versand.de/wp-content/uploads/2011/03/maslow.gif
Je grundlegender die Bedürfnisse, desto stärker sind sie biologisch
verankert. Gerade (aber nicht nur) bei den Grundbedürfnissen ist die
Technologie äußerst hilfreich.
> Ferner ist es vorstellbar, dass sie aufgrund fehlender geeigneter
> Gliedmaßen keine Werkzeuge benutzen können, aber dennoch
> hochintelligent sind und viele geistige Fähigkeiten haben. Der
> Fantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt.
Das ist ein interessanter Gedanke. Wesen mit hoher Intelligenz, aber
niedriger instrumenteller Flexibilität könnte es durchaus geben.
Beispielsweise zählen Rabenvögel und Delfine zu den intelligentesten
Tieren überhaupt. Was wäre, wenn sie irgendwann eine noch höhere
Intelligenz entwickeln (oder entwickelt hätten), mit unserer
vergleichbar? Zwei Füße und ein Schnabel lassen sich wohl nicht so
vielseitig einsetzen wie unsere Hände. Noch wesentlich schlimmer
steht um die instrumentellen Ambitionen des Delfins. Das
technologische Potential einer intelligenter Delfin-Kultur ist sehr
begrenzt. Möglicherweise käme es nicht so früh zu einer "kulturellen
Explosion" wie beim Menschen -- bei dem die Geschwindigkeit der
kulturellen (und damit auch technologischen) Entwicklung sich
gegenüber der biologischen immer mehr beschleunigte, etwa durch die
Erfindung von Schrift, Ackerbau, Viehzucht, Spezialisierung,
komplexen Maschinen, Medizin usw. Die Delfin-Kultur würde evtl. viel
länger (hunderttausende oder gar Millionen von Jahren) in einer
nahezu technologielosen Entwicklungsphase verharren. In der Zeit
hätte die Evolution genug Zeit, die Intelligenz der Individuen weiter
zu steigern, was beim Menschen ab einem bestimmten Punkt (als
Intelligenz als Selektionsvorteil wegfiel) ja nicht mehr möglich war.
Möglicherweise wären Außerirdische deshalb desto intelligenter, je
schlechter ihre körperlichen Merkmale für die Instrumentalisierung
ihrer Umwelt geeignet sind. Eine intelligente
Tintenfisch-Zivilisation (Kraken gehören übrigens zu den
intelligentesten Tieren der Erde) wäre also vielleicht dümmer als
wir, weil viele Tentakel mutmaßlich wesentlich vielseitiger
einsetzbar sind als unsere zwei Hände.
> Bei der ungeheuren Anzahl von Sternen in Milliarden Galaxien bin ich
> sicher, dass es außerirdische Intelligenzen gibt, aber die müssen
> nicht unbedingt ähnlich strukturiert sein wie wir.
Ja, erhebliche Unterschiede sind möglich und wahrscheinlich.
Allerdings nicht in jeder Hinsicht.