hkmwk schrieb am 22. September 2003 14:45
> Wolfhart Willimczik schrieb am 21. September 2003 16:22
>
> > Nein, ich war gerade 3 Jahre alt, lebte in einer Russensiedlung (die
> > Russen brauchten meinen Vater) und hatte kein Spielzeug, fand aber
> > versteckte Bleisoldaten mit Kanonen, Pferden und Panzern und baute
> > diese direkt vor unserem Haus auf dem Bürgersteig auf. Die Straße war
> > leer, Autos gab es auch keine dort. Ein etwa gleichaltriger Russe
> > (Offizierssohn) kam hinzu und wir spielten vergnügt zusammen, auch
> > wenn wir in verschiedenen Sprachen brabbelten.
> > Soldaten kannten wir beide.
> > Interessant sind dabei die verschiedenen Reaktionen der Erwachsenen.
> > (Und dann kommen wir auch gleich zu den virtuellen Spielen.)
> > Kann sich jemand vorstellen was geschah?
> > Es gab dort nur russische Offiziere und wenige Deutsche, meistens
> > Frauen, die sich kaum auf die Straße trauten. Kann sich jemand das
> > Bild ausmalen?
>
> Ich habe damals noch nicht gelebt, "ausmalen" kann ich mir das nicht.
> Ich vermute, du willst darauf hinaus, dass jemand die Soldaten als
> Deutsche Wehrmacht (-> Hitlersoldaten) identifizierte.
> Aber wie war's? Gab's Aerger mit einem sturen kommunistischen
> Kommisskopf? Oder hatte ne deutsche Frau Angst und versuchte, das
> Spiel zu beenden, bevor was Schlimmes passierte (und die Angst war
> grundlos)? So kurz nach 45 war ja fast alles moeglich ...
>
> Also, spann uns nicht auf die Folter: wie war's denn nu?
>
> Helmut
Ich war mir nicht sicher, ob das noch jemanden interessiert.
Du liegst aber gar nicht so verkehrt mit deinen Vermutungen.
Es waren übrigens eindeutig deutsche Soldaten - in allen Details in
Blei und bester Ausführung, die ein stolzer Vater
(Reichspropagandaministerium) mir einmal geschenkt hatte und dann vor
mir versteckt hatte, aber das reizte mich um so mehr, sie heraus zu
holen.
Als die Frauen das sahen - eine ganze neue deutsche Armee in
Bleisoldaten auf der Straße, direkt vor den Augen russischer
Offiziere - fielen sie fast in Ohnmacht. Ich hatte ihnen das
Schlimmste angetan, wusste nur nicht was. Sie nahmen mir die
Bleisoldaten weg und verschwanden. Sie versteckten sich, weil sie
fürchteten, dass die Russen wieder von Haus zu Haus gehen würden...
(Mein Spielzeug habe ich nie wieder gesehen, obwohl es heute einen
Sammlerwert hätte.)(Tatsächlich durften sie als Lohn ihres Sieges
plündern und vergewaltigen, allerdings war das unter den Offizieren
nicht so verbreitet, die schon ihre Familien in dem Villenviertel
hatten.)
Diese Frauen haben aber auch für mein Überleben gesorgt. Sie kochten
heimlich im Keller Rüben und gaben auch mir ab und zu was zu essen.
Aus Holunderbeeren haben sie lila Schlagsahne gemacht, die mir sogar
gut schmeckte. Wie sie das machten ist mir ein Rätsel geblieben. Die
Not machte erfinderisch.
Kinder sehen eine einfachere, spielerische, problemlosere und bessere
Welt, sie erkennen nicht den Ernst der Dinge. Erst Erwachsene machen
Probleme draus.
Ich hatte keine Probleme in einer Trümmerwelt aufzuwachsen. Man nimmt
es als Kind einfach wie es kommt. Kinder nehmen auch das, was sie im
Internet sehen zunächst kommentarlos hin. Erst die Erwachsenen machen
Probleme draus, ganz wie früher.
Ich hatte das Pech der Sohn eines Nazis zu sein, aus dem die Russen
über Nacht einen Kommunisten gemacht hatten (und in ihre Siedlung
aufnahmen), was aber absolut geheim bleiben musste. Meine Mutter
wurde deswegen ermordet, ich durfte nie einen Freund haben oder nur
mit den Nachbarn sprechen.
Ich durfte auch nie wieder mit dem russischen Kind spielen. Jeder
Kontakt wurde unterbunden, allein gelassen wären wir vielleicht sogar
Freunde geworden...
Natürlich wachsende menschliche Beziehungen wurden alle unterdrückt.
Die Kommunisten bestimmten meine Kontakte, sie entzogen mir später
nicht nur meinen Besitz, sondern auch Frau und Kinder, weil ich sie
nicht im sozialistischen Sinne erziehen würde, bevor sie mich aus dem
Sozialistischen Zuchthaus heraus an den Westen als menschlichen Unrat
verkauften.
Siehe mein Buch (ISBN 3-935798-52-0)
http://saturn.spaceports.com/~wolfhart/buch.htm
> Wolfhart Willimczik schrieb am 21. September 2003 16:22
>
> > Nein, ich war gerade 3 Jahre alt, lebte in einer Russensiedlung (die
> > Russen brauchten meinen Vater) und hatte kein Spielzeug, fand aber
> > versteckte Bleisoldaten mit Kanonen, Pferden und Panzern und baute
> > diese direkt vor unserem Haus auf dem Bürgersteig auf. Die Straße war
> > leer, Autos gab es auch keine dort. Ein etwa gleichaltriger Russe
> > (Offizierssohn) kam hinzu und wir spielten vergnügt zusammen, auch
> > wenn wir in verschiedenen Sprachen brabbelten.
> > Soldaten kannten wir beide.
> > Interessant sind dabei die verschiedenen Reaktionen der Erwachsenen.
> > (Und dann kommen wir auch gleich zu den virtuellen Spielen.)
> > Kann sich jemand vorstellen was geschah?
> > Es gab dort nur russische Offiziere und wenige Deutsche, meistens
> > Frauen, die sich kaum auf die Straße trauten. Kann sich jemand das
> > Bild ausmalen?
>
> Ich habe damals noch nicht gelebt, "ausmalen" kann ich mir das nicht.
> Ich vermute, du willst darauf hinaus, dass jemand die Soldaten als
> Deutsche Wehrmacht (-> Hitlersoldaten) identifizierte.
> Aber wie war's? Gab's Aerger mit einem sturen kommunistischen
> Kommisskopf? Oder hatte ne deutsche Frau Angst und versuchte, das
> Spiel zu beenden, bevor was Schlimmes passierte (und die Angst war
> grundlos)? So kurz nach 45 war ja fast alles moeglich ...
>
> Also, spann uns nicht auf die Folter: wie war's denn nu?
>
> Helmut
Ich war mir nicht sicher, ob das noch jemanden interessiert.
Du liegst aber gar nicht so verkehrt mit deinen Vermutungen.
Es waren übrigens eindeutig deutsche Soldaten - in allen Details in
Blei und bester Ausführung, die ein stolzer Vater
(Reichspropagandaministerium) mir einmal geschenkt hatte und dann vor
mir versteckt hatte, aber das reizte mich um so mehr, sie heraus zu
holen.
Als die Frauen das sahen - eine ganze neue deutsche Armee in
Bleisoldaten auf der Straße, direkt vor den Augen russischer
Offiziere - fielen sie fast in Ohnmacht. Ich hatte ihnen das
Schlimmste angetan, wusste nur nicht was. Sie nahmen mir die
Bleisoldaten weg und verschwanden. Sie versteckten sich, weil sie
fürchteten, dass die Russen wieder von Haus zu Haus gehen würden...
(Mein Spielzeug habe ich nie wieder gesehen, obwohl es heute einen
Sammlerwert hätte.)(Tatsächlich durften sie als Lohn ihres Sieges
plündern und vergewaltigen, allerdings war das unter den Offizieren
nicht so verbreitet, die schon ihre Familien in dem Villenviertel
hatten.)
Diese Frauen haben aber auch für mein Überleben gesorgt. Sie kochten
heimlich im Keller Rüben und gaben auch mir ab und zu was zu essen.
Aus Holunderbeeren haben sie lila Schlagsahne gemacht, die mir sogar
gut schmeckte. Wie sie das machten ist mir ein Rätsel geblieben. Die
Not machte erfinderisch.
Kinder sehen eine einfachere, spielerische, problemlosere und bessere
Welt, sie erkennen nicht den Ernst der Dinge. Erst Erwachsene machen
Probleme draus.
Ich hatte keine Probleme in einer Trümmerwelt aufzuwachsen. Man nimmt
es als Kind einfach wie es kommt. Kinder nehmen auch das, was sie im
Internet sehen zunächst kommentarlos hin. Erst die Erwachsenen machen
Probleme draus, ganz wie früher.
Ich hatte das Pech der Sohn eines Nazis zu sein, aus dem die Russen
über Nacht einen Kommunisten gemacht hatten (und in ihre Siedlung
aufnahmen), was aber absolut geheim bleiben musste. Meine Mutter
wurde deswegen ermordet, ich durfte nie einen Freund haben oder nur
mit den Nachbarn sprechen.
Ich durfte auch nie wieder mit dem russischen Kind spielen. Jeder
Kontakt wurde unterbunden, allein gelassen wären wir vielleicht sogar
Freunde geworden...
Natürlich wachsende menschliche Beziehungen wurden alle unterdrückt.
Die Kommunisten bestimmten meine Kontakte, sie entzogen mir später
nicht nur meinen Besitz, sondern auch Frau und Kinder, weil ich sie
nicht im sozialistischen Sinne erziehen würde, bevor sie mich aus dem
Sozialistischen Zuchthaus heraus an den Westen als menschlichen Unrat
verkauften.
Siehe mein Buch (ISBN 3-935798-52-0)
http://saturn.spaceports.com/~wolfhart/buch.htm