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  • Sentinel

mehr als 1000 Beiträge seit 08.05.2023

Pazifismus von der Schweiz lernen

Ich denke, dass niemand wirklich eine globale Aufrüstung quer über alle Kontinente und Mächte gutheißen kann. Hätte die Welt nicht viel dringendere Probleme anzugehen und zu lösen, als wie man sich gegenseitig am besten an die Gurgel gehen oder neutralisieren kann?
Die heutige Erdbevölkerung zeigt, dass sie sich moralisch immer noch im Morast des Frühzeitmenschen bewegt, der nach dem Prinzip "Recht des Stärkeren" dem Nachbarn die Frau und das Hab und Gut geklaut hat, nachdem er ihn erschlagen hat.
Offenbar denkt die Menschheit in großen Teilen weiterhin genau in diesen gleichen Mustern des Rechts des Stärkeren.

.Die große Frage ist nun, wie der Pazifismus sich hier positionieren kann und unter welchen Bedingungen pazifistische Ansätze auch ganz pragmatisch funktionieren könnten.

Hier hätte man etwa das Vorbild der Schweiz, die das letzte Mal 1847 einen (kleinen) Bürgerkrieg zu beklagen hatte (mit insgesamt 100 Toten) und sich seitdem aus allen Konflikten erstaunlich gut heraushalten konnte und in den letzten 180 Jahren an keinem einzigen Krieg teilgenommen hat.
So jemanden könnte man sich ja prinzipiell zum Vorbild nehmen, oder?

Jetzt wird es aber interessant: Die Schweiz hatte im Jahr 2022 Rüstungsausgaben i.H. von rund 6.7 Mrd US-Dollar (umgerechnet). Die Rüstungsausgaben Deutschlands im Jahr 2022 betrugen rund 55 Mrd. US-Dollar und damit ca. das 8-fache gegenüber der Schweiz - und das bei einem Bevölkerungsverhältnis von ca. 10:1. D.h. die Schweiz hat pro Person deutlich höhere Rüstungsausgaben als Deutschland.

Vom Beispiel der Schweiz ausgehend, scheint die individuelle Rüstung und "Kriegstüchtigkeit" daher nicht zwingend mit Krieg oder dem Kriegsrisiko zu korrelieren - case in point.

Der springende Punkt liegt eher darin, wie die eigene Politik ausgerichtet ist und ob man eher imperiale Bestrebungen hat oder nicht. Die moderne Schweiz hat einfach kein Interesse daran, andere Leute anzugreifen, rüstet sich aber gut aus, um gegen etwaige Überfälle ausreichend abschreckend zu sein.
Damit haben die Schweizer immerhin über eineinhalb Jahrhunderte jeglichen Konflikt vermieden und gehören damit zu den pazifistischsten Ländern der Welt.

Daraus sei folgende Schlussfolgerung - als Hpothese - formuliert:

Ist es möglich, dass Aufrüstung eine permissive aber kein hinreichende Bedingung für Krieg ist?
Und erscheint es nicht vielmehr so, dass die Ausrichtung der eigenen Politik gegenüber seinen Nachbarn die notwendige und hinreichende Bedingung für Krieg ist?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.01.2024 15:23).

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