Ignoramus-et-Ignorabimus schrieb am 11.01.2024 10:32:
nun ja, wie will man denn die Arbeit für ein Gemeinwesen nennen, das seine Bürger über Jahrzehnte eingesperrt und im Zweifelsfall erschossen hat, wenn sie flüchten wollten ?
Soll man ernsthaft dankbar sein, dass dieses Gemeinwesen bei seinem Untergang nicht noch ein Blutbad angerichtet hat ? Es hat ja auch so schon genügend Leben zerstört.
Wir sind in Gesellschaften hineingeboren, in denen es selbstverständlich ist, dass wir das Gewaltmonopol auf den Staat übertragen haben. Wir erleben, nicht nur in der DDR, dass die Staaten dies Gewaltmonopol missbrauchen, auch aus der in dem jeweiligen Regime herrschenden Vorstellung, nur so das Gemeinwesen schützen zu können. Wie leicht es möglich ist mit dem Regime zu kollidieren habe ich in meinem Leben festgestellt. Ich gehöre noch zu den Menschen, die durch den "Radikalenerlass" Einschnitte in ihr Leben erfuhren. Mir sind noch Äußerungen des Bundesinnenministers in Erinnerung, die wegen des "Supergrundrechtes auf Sicherheit" eine Aufhebung anderer Grundrechte forderten. Ganz eindeutig, wegen des "Radikalenerlasses" bin ich nicht geflohen, sondern habe mir einen Platz in der Gesellschaft gesucht, auf dem ich es aushalten konnte. Eine Cusine von mir fand nach der Entlassung keinen Platz mehr im Leben, ein zerstörtes Leben. Jedes Regime zerstört Leben. Weil es uns gelingt im Leben zu leben, dürfen wir daraus nicht den Schluss ziehen, es ist die beste und freieste aller Gesellschaften in der wir leben - und anderes verteufeln.
Aus meinem Blickwinkel stellt sich die Frage, wie man Menschen beurteilen muss, die für ein Unrecht tuendes Gemeinwesen arbeiten auch heute. Offensichtlich wird die BW nicht nur als Verteidigungsarmee eingesetzt. Wir haben uns daran gewöhnt. Für mich stellte sich die Frage ob es fair gewesen wäre, wenn ich jedem ehemaligen Soldaten eine Einstellung verweigerte, weil er bei der BW gewesen war. Bei allen Bedenken und grundsätzlichen Vorbehalten hatte ich mich entschieden lieber noch einmal ein extra Gespräch zu führen als grundweg eine Einstellung abzulehnen.
Das die DDR es nicht in die TOP 10 meiner Lieblingsgemeinschaft schafft, mache ich an der sehr hohen Rate von Suiziden fest. Sie ist sicher Zeichen, dass was falsch lief. Das die USA es nicht in die TOP 10 meiner Lieblingsgemeinschaften schafft, mache ich an der sehr hohen Rate von Suiziden auf Raten durch Suchtmittel fest. Sie ist sicher ein Zeichen, dass was falsch läuft. Kann ich, für mich, deswegen jeden für die USA Arbeitenden von vornherein diskreditieren? Nein.